Zinsprognose September 2023: Weiterer Zinsschritt bis Ende Jahr ist nicht unwahrscheinlich

In der Schweiz wurde der Leitzins relativ früh erhöht. Im Dezember 2023 ist ein weiterer Anstieg um 25 Basispunkte möglich. Ein Ende des Erhöhungszyklus ist aber absehbar.

27. September 2023

Schriftzug auf dem Gebäude der Schweizerischen Nationalbank

Wahrscheinlichkeit liegt bei über 50 Prozent, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen im Dezember 2023 erhöht. (Bild: Adobe Stock)

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat anlässlich ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung vom 21. September 2023 beschlossen, den SNB-Leitzins auf dem Stand von 1,75 Prozent zu belassen. Mit dieser Zinspause unterstreicht die SNB ein weiteres Mal eindrücklich ihre Unabhängigkeit von der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hat im September die Leitzinsen erneut um 0,25 Prozent erhöht.

Inflation ist zurückgekommen

Die restriktive Geldpolitik der vergangenen Quartale hat den nach wie vor vorhandenen Inflationsdruck spürbar entschärft. Die Konsumentenpreise sind in den letzten Monaten weiter zurückgekommen – im August stiegen die Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch um 1,6 Prozent an.

Die neue Inflationsprognose der SNB liegt im Jahresdurchschnitt bei 2,2 Prozent für 2023 und 2024 und bei 1,9 Prozent  für 2025. Sie liegt somit am Ende des Prognosezeitraums knapp im Bereich der Preisstabilität – die SNB setzt dies mit einem Anstieg der Konsumentenpreise von 2 Prozent pro Jahr gleich.

Aufgrund einer sinkenden Auslandsnachfrage und des inflationsbedingten Kaufkraftverlusts rechnet die SNB mit einem weiterhin schwachen Wirtschaftswachstum. Insgesamt dürfte das BIP in der Schweiz im laufenden Jahr um lediglich rund 1 Prozent wachsen. Mit Wachstumsraten unter dem langfristigen Trend ist mit leicht rückläufiger Auslastung der Produktionskapazitäten und damit höherer Arbeitslosigkeit zu rechnen.

Grafik Swiss Average Rate Overnight (SARON)

Swiss Average Rate Overnight (SARON) in Prozent: Die verschiedenen Laufzeiten der SARON-Raten sind in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Bei den längerfristigen Sätzen sind derzeit keine starken Erhöhungen mehr eingepreist. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management)

Die Unsicherheit der dämpfenden Wirkung der letzten Zinserhöhungen auf die Inflation ist aber gross. Die SNB warnte denn auch, dass sie nicht zögern wird, die Geldpolitik bei Bedarf weiter zu straffen, um die Inflation nachhaltig unter 2 Prozent zu halten. Der nächste offizielle Zinsentscheid der SNB im Rahmen ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung ist für den 14. Dezember 2023 terminiert.

Für das HBL Asset Management liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es trotz sinkender Inflationsraten im Dezember zu einer Straffung der Geldpolitik um 25 Basispunkte kommt, bei über 50 Prozent. Dabei stehen die Risiken einer anhaltend hohen Inflation in verschiedenen Ländern im Zentrum. Mit Sicherheit nähern wir uns dem Ende des Zinserhöhungszyklus durch die SNB. In dieser Situation ist unsere Überzeugung der Zinsprognose aber ungewöhnlich tief. Die SNB hat frühzeitig die Zügel gestrafft und die Hoffnung, dass die Zinsen den Höchststand bereits erreicht haben, sind auch bei uns durchaus vorhanden.

Positiv machte sich die Zinspause bei der Zinskurve bemerkbar – die kurzfristigen Zinsen sanken deutlich, während sich die langfristigen Sätze kaum bewegten. Somit konnte eine inverse Zinsstruktur in der Schweiz vorerst abgewendet werden. Dies sollte sich auch in den kommenden Monaten wenig ändern. Die SARON-Swaps und somit die Hypothekarzinsen sollten sich nur unwesentlich von den aktuellen Niveaus entfernen.

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