Zinsprognose: Bis Ende 2024 in der Schweiz zwei weitere Zinssenkungen erwartet

Mit Zinssenkungen im Verlauf des Jahres wurde mehrheitlich gerechnet – das Timing des ersten Zinsschritts in der Schweiz kam jedoch überraschend.

27. März 2024

Zinsprognose: Bis Ende 2024 in der Schweiz zwei weitere Zinssenkungen erwartet

Die tieferen Schweizer Zinsen sollten den Franken gegenüber dem Euro und dem Dollar tendenziell etwas abschwächen. (Bild: Adobe Stock)

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat bei ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung am 21. März 2024 beschlossen, den SNB-Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,50 Prozent zu senken. Die erfolgreiche Bekämpfung der Inflation in den vergangenen zweieinhalb Jahren ermöglicht es der SNB, die geldpolitischen Rahmenbedingungen etwas zu lockern.

Die Teuerung liegt seit mehreren Monaten unter 2 Prozent. Bei der letzten Veröffentlichung im März sogar bei lediglich 1,2 Prozent. Dies ist der tiefste Wert seit Oktober 2021. Der deutliche Rückgang in den vergangenen Monaten ist hauptsächlich auf die geringere Teuerung bei Waren zurückzuführen, während sich die Preise bei Dienstleistungen nur moderat verändert haben.

Grafik Saron&FWD

Schweizer Zinsen mit verschiedenen Laufzeiten (in Prozent): Die Geldmarktsätze für drei bis zehn Jahre (SARON-Swaps) notieren nach der letzten Leitzinssenkung immer noch unter dem SNB-Leitzins, aber nicht mehr so stark wie zuvor. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management | Daten per 22.03.2024)

Inflationsprognose deutlich tiefer

Die Schweizerische Nationalbank hat bereits im Juni 2022 frühzeitig mit einer ersten Zinserhöhung auf die steigende Inflation reagiert und ist nun die erste der grossen Zentralbanken, die mit einem mutigen Entscheid den Leitzins senkt. Angesichts der neuen, deutlich tieferen Inflationsprognose der SNB von lediglich 1,1 Prozent im Jahr 2026 kann mit weiteren Senkungen durchaus gerechnet werden. Diese Erwartungshaltung ist aber bereits in der aktuellen Zinskurve eingepreist.

Der Entscheid wirkt sich auch auf den Wechselkurs aus. Die tieferen Schweizer Zinsen sollten den Franken gegenüber dem Euro und dem Dollar tendenziell etwas abschwächen. Das dürfte sich bei der schwächelnden Inlandindustrie positiv bemerkbar machen. Das verarbeitende Gewerbe litt in den vergangenen Quartalen neben der schwachen Nachfrage aus dem Ausland auch unter dem starken Schweizer Franken. Die SNB wird die Entwicklung der Inflation jedoch weiter genau beobachten und ihre Geldpolitik wenn nötig anpassen, um auch mittelfristig Preisstabilität gewährleisten zu können.

Leitzins bei 1 Prozent Ende 2024

Aufgrund der aktuellen Inflationsraten und der Inflationsschätzungen der SNB für die nächsten Jahre rechnen wir mit zwei weiteren Zinssenkungen von jeweils 25 Basispunkten bis Ende 2024. Das würde den Leitzins auf 1 Prozent bringen. In der Vergangenheit haben wir immer argumentiert, dass eine Zentralbank in grösseren Zinszyklen denkt – ein Zyklus von 75 Basispunkten wäre somit die logische Folge. Da der Markt für Zinsanlagen bereits seit geraumer Zeit eine vergleichbare Entwicklung erwartet, ist nicht mit dramatischen Änderungen im CHF-Zinsgefüge zu rechnen.

Nach den erfolgten Zinsschritten sollte sich die stark inverse Zinskurve wieder etwas normalisieren. Festhypotheken mit mittleren und langen Laufzeiten dürften sich jedoch von den aktuellen Niveaus nur unwesentlich verändern. Während also die jüngste geldpolitische Entscheidung der SNB die Finanzmärkte durchaus überraschen konnte, hat das vor allem mit dem Zeitpunkt des Entscheids zu tun, aber nicht mit dem Ausmass oder der Richtung der Zinsentscheidung.

Auch wenn sich die Finanzmärkte in der Regel mit geldpolitischen Überraschungen schwertun, lässt sich festhalten, dass die letzte SNB-Überraschung einen vergleichsweise geringen Effekt auf die Finanzmärkte haben dürfte und in der Folge schnell verpuffen wird.

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