Comeback einer Anlageklasse: Franken-Obligationen melden sich mit höheren Renditen zurück
Nach Jahren mit historisch tiefen respektive negativen Renditen und substanziellen Kursverlusten bieten Anleihen aus der Schweiz wieder attraktivere Anlagemöglichkeiten.
8. März 2023
Nach dem überaus optimistischen Start der internationalen Finanzmärkte in das neue Jahr, brachte der Monat Februar eine erste Konsolidierung. Querbeet besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten brachten eine Neubeurteilung der Zinsentwicklung in den wichtigsten Volkswirtschaften. Eine besser als erwartete Arbeitsmarktsituation in den USA aber auch in Europa inklusive der Schweiz stützt seit Beginn des neuen Jahres die Erwartungen hinsichtlich des privaten Konsums.
In der Konsequenz wurden die Zinserwartungen dahingehend angepasst, dass die Finanzmärkte mit einer oder zwei zusätzlichen Zinserhöhungen, vor allem aber nicht mehr mit baldigen Zinssatzsenkungen im Verlauf des Jahres 2023 rechnen.
Zinskurve bietet attraktivere Möglichkeiten
Die Folgen der geänderten Einschätzungen waren einerseits deutlich höhere Zinsen am kurzen Ende der verschiedenen Zinskurven und andererseits auch in den letzten Wochen leicht rückläufige Aktienmärkte. Wir tragen der jüngsten Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten und insbesondere dem in den letzten Monaten deutlich geänderten Zinsumfeld Rechnung und passen zu Beginn des Monats März unsere taktische Asset Allokation an.
Nachdem wir in den letzten Jahren Obligationenanlagen gerade in Europa als wenig attraktiv erachtet haben und in der Folge diese Anlagekategorie in der Vergangenheit zu Gunsten einer leicht erhöhten Aktienquote systematisch untergewichtet haben, ergeben sich nach dem jüngsten Zinsanstieg wieder vermehrt Anlagemöglichkeiten.
Nach Jahren mit historisch tiefen respektive über weite Strecken sogar negativen Obligationenrenditen und den substanziellen Kursverlusten der letzten Monate – ausgelöst durch steigende Zinsen gerade auch in der Schweiz – bietet die Franken-Zinskurve wieder attraktivere Anlagemöglichkeiten.
Stabilisierung der Zinslandschaft
Auch wenn wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mit einem deutlichen Rückgang der Zinsniveaus rechnen, gibt es dennoch eine Reihe von Gründen, Obligationen wieder ein grösseres Augenmerk zu schenken:
1. Bereits eine geringe Verzinsung gegenüber den Cash-Beständen mit vernachlässigbarem Zins ermöglicht eine systematische Outperformance mit Obligationen.
2. Dies akzentuiert sich, wenn wir, wie im aktuellen Umfeld, mit einer Stabilisierung der Zinslandschaft rechnen. In den Augen der meisten Marktbeobachter sind die grössten Zinsanpassungen in den entwickelten Volkswirtschaften inzwischen bereits erfolgt.
3. Eine Konsolidierung der Zinslandschaft ist in unseren Augen nicht zuletzt aber auch die Folge der von uns erwarteten Abkühlung der realwirtschaftlichen Situation. So deuten die vorlaufenden Indikatoren in der Schweiz und in anderen OECD-Ländern für die kommenden Monate auf eine geringere Wirtschaftsdynamik hin. So ist beispielsweise der Einkaufsmanagerindex der Schweiz im Februar 2023 zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Krise wieder unter die kritische Marke von 50 gefallen.
4. Als Folge der schwächeren Wachstumsdynamik aber auch aufgrund von technischen Faktoren wie dem Basiseffekt rechnen wir für die Inflation in der Schweiz mit einer Stabilisierung der Wachstumsraten. Während es gerade im Bereich der staatlich festgelegten (administrierten) Preise und bei den Preisen für Wohnen aufgrund der spezifischen Angebots- und Nachfragesituation zu anhaltend erhöhtem Preisdruck kommen dürfte, gibt es in den kommenden Monaten auch eine Reihe von kompensierenden Faktoren für die Inflation. Der anhaltend starke Franken ist nur einer davon.
In diesem Umfeld haben wir die Positionierung in Franken-Obligationen weitgehend auf neutral gestellt, nachdem sie zuvor relativ deutlich untergewichtet waren. Die grössere Quote für diese Anlageklasse geht in erster Linie zu Lasten der Liquidität, die wir stärker untergewichtet haben als zuvor. Entlang der verschiedenen Zinskurven erachten wir aus Risiko-Rendite-Überlegungen in erster Linie Obligationen mit kürzerer Laufzeit als besonders attraktiv.
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