Was sich 2022 an der Schweizer Geldpolitik ändern wird

Wegen der neuerlichen Frankenstärke dürfte die Negativzinspolitik nicht so schnell zu einem Ende kommen.

3. Dezember 2021

Retonomics-Ebenen_1920x1080px.jpg

«In einer Situation mit anhaltend tiefen Zinsen besteht aber immer die Gefahr von einer Fehlallokation der Gelder», schreibt Reto Huenerwaldel, Leiter des HBL Asset Managements.

Die anstehenden geldpolitischen Anpassungen bleiben das zentrale Thema an den internationalen Finanzmärkten. Dieser Entwicklung können sich auch die Schweiz und die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht entziehen. Im Vorfeld der geldpolitischen Lagebeurteilung von Mitte Dezember werden mögliche nächste Schritte der Zentralbank der Schweiz thematisiert.

Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass das Institut in einer für Zentralbanken beneidenswerten Situation ist: 1) Im Vergleich zu den anderen wichtigen Zentralbanken rund um den Globus war die SNB während der Corona-Krise verhältnismässig inaktiv. Sie hat ihre Bilanz nur beschränkt eingesetzt und in der Folge vergrössert. Die geldpolitischen Impulse waren denn auch relativ gering. 2) Auch seitens Inflation ist der Druck in unserem Land im internationalen Vergleich moderat.

Starker Franken im Fokus

Im Umkehrschluss bedeutet dies für die SNB, dass sie keine Eile hat ihre Geldpolitik anzupassen. Sie hat die Möglichkeit die wirtschaftliche Entwicklung in aller Ruhe und über eine längere Frist zu beobachten. Auch wenn gerade an den Finanzmärkten immer wieder die Forderung nach einer Abkehr der Negativzinspolitik formuliert wird, dürfte die SNB in dieser Hinsicht in der gegenwärtigen Situation wenig Dringlichkeit sehen.

Nicht zuletzt die jüngste Aufwertung des Frankens dürfte eine Abkehr der Negativzinspolitik weiter in die Zukunft verschoben haben. Die Situation auf dem Geldmarkt, in der Kombination vom Aussenwert des Frankens und kurzfristige Zinsen, hat sich aufgrund der Währungsstärke eher zugespitzt als entschärft. In einer Situation mit anhaltend tiefen Zinsen besteht aber immer die Gefahr von einer Fehlallokation der Gelder.

Werden die Freigrenzen der Banken reduziert?

Von verschiedener Seite wird denn auch die Forderung laut, ob und wie die SNB gerade angesichts der internationalen Entwicklung stärkeren Einfluss auf die Geldpolitik nehmen kann. In diesem Zusammenhang wird ebenfalls eingebracht, dass die SNB die Freigrenze der Banken reduzieren könnte.

Angesichts einer unverändert expansiven Geldpolitik mit wiederholten Deviseninterventionen würde ein vergleichbares Vorgehen bestenfalls zu einer weiteren Verschärfung des Anlagenotstandes seitens Bankensystem und damit wahrscheinlich zu einem weiteren Absinken des Niveaus der Geldmarktzinsen führen. Das Ziel von höheren Zinsen würde mit einem entsprechenden Geldpolitikentscheid wohl nicht erreicht.

In der Konsequenz ist auch für das nächste Quartal mit einer unveränderten Geldpolitik der SNB zu rechnen.

Artikel teilen

Finanzmarkt-Update 10|2024

Bitte Marketing-Cookies akzeptieren, um dieses Video anzusehen.

3. Oktober 2024

«Ein Emergency Cut, der nicht angezeigt war»

Die US-Notenbank Fed vollzog mit der Zinssenkung um ganze 50 Basispunkte im September 2024 einen «Emergency Cut», der eigentlich gar nicht angezeigt gewesen wäre. Die Märkte reagierten gnädig und erhalten nun auch noch Unterstützung von der Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank, die allerdings mit der Liquiditätsverknappung gleichzeitig die Konjunkturentwicklung auch wieder in Schach hält.

Bitte Marketing-Cookies akzeptieren, um diesen Inhalt anzusehen.

Bitte Marketing-Cookies akzeptieren, um diesen Inhalt anzusehen.

Abonnieren Sie #hblasset

Bleiben Sie auf dem Laufenden und abonnieren Sie kostenlos unseren #hblasset Anlageservice für private Investor:innen digital per E-Mail oder als Magazin per Post.

Newsletter abonnieren

Printausgabe abonnieren