Das Schreckgespenst Stagflation sorgt für Nervosität

Mit der bevorstehenden Normalisierung der expansiven Geldpolitik dürfte ein mögliches Horror-Szenario der Stagflation zunehmend in den Hintergrund rücken.

5. November 2021

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In den letzten Tagen hat ein Stichwort an den internationalen Finanzmärkten wiederholt zu einem erhöhten Ruhepuls geführt. Vor dem Hintergrund steigender Preise bei verschiedensten Produktionsfaktoren machte zuletzt die Sorge über eine mögliche Stagflation die Runde. Dabei verstehen Ökonomen eine wirtschaftliche Situation, bei der trotz einem schlechteren konjunkturellen Umfeld erhöhter Preisdruck entsteht. Stagnierendes Wirtschaftswachstum und Inflation kombinieren in einer solchen Situation zu der sogenannten Stagflation.

Die Angebotskurve verschiebt sich

Konkret bedeutet dies, dass Anbieter angesichts einer Verknappung der Produktionsfaktoren und Angebot einer gegebenen Absatzmenge, einen höheren Preis verlangen müssen, um kostendeckend operieren zu können. Im traditionellen Marktdiagramm und in den Worten der Ökonomen kommt es in einer solchen Situation zu einer Linksverschiebung der aggregierten Angebotskurve.

Da die traditionelle Wirtschaftspolitik in der Form  einer expansiven Geld- respektive Fiskalpolitik aber in erster Linie einen Effekt auf die aggregierte Nachfragekurve hat, ist einer erhöhten Inflation mit den herkömmlichen wirtschaftspolitischen Instrumenten nur durch eine zusätzliche Einschränkung der Wirtschaftsaktivitäten beizukommen.

Würde dagegen an einer expansiven Geld- oder Fiskalpolitik festgehalten, wären weiter steigende Inflationsraten die Konsequenz. Es besteht die Gefahr, dass die Inflation aus dem Ruder läuft. Während der theoretische Rahmen der Stagflation klar umrissen ist, fällt es in der Realität schwer die einzelnen Effekte zu isolieren und in der Folge klare Schlüsse zu ziehen. Bereits das Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage ist überaus komplex und die Wirkungsketten nur sehr schwer zu beschreiben.

Kein Vergleich mit den 70er-Jahren

Als Musterbeispiel für eine Stagflation dient dabei oft die konjunkturelle Situation rund um die Erdölkrise zu Beginn der 70er-Jahre. Klar ist, dass sich die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung mit jener Situation nicht vergleichen lässt. Wohl trifft es zu, dass viele Unternehmen auf verschiedenen Ebenen mit den Produktionsketten zu kämpfen haben. Dennoch lässt sich festhalten, dass die Märkte für Produktionsfaktoren auch weiterhin funktionieren.

Viel deutet denn auch darauf hin, dass gerade jene Produktionsfaktoren, die auch über weite Teile der Corona-Krise nachgefragt waren, mit der Öffnung der Volkswirtschaften noch einmal eine grössere Nachfrage erfahren haben. Dementsprechend erachten wir es als durchaus wahrscheinlich, dass mit einer Normalisierung der expansiven Geldpolitik tiefere Inflationsraten die Folge wären.

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