Ungleich lange Spiesse im chinesischen Machtpoker

Der chinesische Staat und dessen Regierung involvieren sich wieder verstärkt in die Privatwirtschaft.

1. Oktober 2021

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Investoren in chinesische Wertpapiere durchlebten zuletzt schwierige Zeiten. Nur wenige Aktienmärkte weisen 2021 eine ähnlich schwache Kursentwicklung aus wie der chinesische Leitindex oder die Börse von Hong Kong. Noch vor rund einem Jahr haben viele Marktbeobachter mit Verweis auf die positive Entwicklung der Corona-Pandemie in Asien auch Anlagen in chinesische Aktien propagiert.

Rund ein Jahr später wissen wir, dass Investitionen in anderen Märkten deutlich höhere Renditen abwerfen. Zum einen hat sich die Null-Covid-Politik als schwierig umsetzbar erwiesen. Mindestens ähnlich wichtig sind aber auch andere Massnahmen, die die chinesische Regierung unter der Führung von Xi Jinping in regelmässigen Abständen bekannt gegeben hat.

Waren zu Beginn des Jahres die Aktien von Unternehmen mit Börsenzulassungen in den USA und China im Blickpunkt des Regulators, rückten zu einem späteren Zeitpunkt die grossen Tech-Unternehmen und Datenverarbeiter in den Fokus des Systems. In den letzten Wochen wurden dann auch noch Unternehmen aus der Casino-Industrie, dem Gaming und der Erziehung genauer unter die Lupe genommen.

Für alle genannten Sektoren und deren Unternehmen wurden seitens der chinesischen Regierung einschneidende Massnahmen in Kraft gesetzt, mit zentralen Implikationen für das Geschäftsmodell der jeweiligen Firmen. Zu guter Letzt haben auch die Sorgen um das hochverschuldete Immobilien-Unternehmen Evergrande aus China, die Märkte und deren Teilnehmer noch einmal in Unruhe versetzt.

Einflussnahme des Staates ist keine gute Nachricht

Abgesehen vom spezifisch chinesischen Weg der Eindämmung der Corona-Pandemie ist all diesen Entwicklungen gemeinsam, dass sich der chinesische Staat und dessen Regierung wieder stärker involviert und damit die Machtposition Stück um Stück erhöht. Es scheint ganz so, dass wirtschaftliche und gesellschaftliche «Fehl-»Entwicklungen von Staates wegen in die «richtige» Richtung geändert werden sollen. Was für die Regierung Chinas zielführend sein mag, wird von den internationalen Finanzmärkten nicht geschätzt.

Die stärkere Einflussnahme des Staates ist keine gute Nachricht für Investoren. Dabei zeigt sich ein weiteres Mal, dass die internationalen Investoren in China immer hinter den nationalen Interessen der Regierung anstehen. Exemplarisch lässt sich dies auch an der jüngsten Entwicklung von Evergrande sehen. Ein über lange Zeit aggressiv finanziertes und deshalb wohl (zu) stark verschuldetes, riesiges Unternehmen wird so abgewickelt, dass die Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft möglichst moderat ausfallen.

Die internationalen Investoren sind in diesem Prozess bestenfalls Zaungäste. Es scheint aber, dass sich die Partei und deren Vorsitzender Xi Jinping in den letzten Monaten mit seinen Aktivitäten klar positioniert haben.

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