Nach der Merkel-Ära: Positive Impulse für die Wirtschaft erwartet

Der Ausgang der Deutschland-Wahlen sorgt für vielfarbige Regierungsszenarien. Eine zu erwartende politische Stabilität ist grundsätzlich günstig für die wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik und der Schweiz.

1. Oktober 2021

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Nach 16 Jahren mit Angela Merkel geht in Deutschland eine Ära zu Ende – die Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Finanzmärkte dürften sich aber nicht grundsätzlich ändern. (Bild: Reuters, H. Hanschke/Adobe Stock)

Die letzten Wochen brachten für die Finanzmärkte eine leichte Konsolidierung der wichtigsten Finanzmarktvariablen. Insbesondere bei den Zinsen ist es in den letzten Tagen zu einer Neubeurteilung und damit zu höheren Werten gekommen. Den Ursprung hatte diese Entwicklung in den USA.

Hier hat der Fed-Vorsitzende in den letzten Tagen und Wochen die Märkte nicht nur auf ein Ende des Obligationenkaufprogrammes hingewiesen. Er und seine Kollegen haben gleichzeitig auf erste Zinssatzerhöhungen für das Jahr 2022 vorbereitet. Da aber die geldpolitischen Rahmenbedingungen bis auf weiteres unverändert expansiv bleiben dürften, hatten diese Ankündigungen nur einen verhältnismässig geringen Einfluss auf die Aktienmärkte.

Nicht zuletzt aufgrund der in den letzten Tagen wieder leicht schwächeren Wirtschaftsdynamik, ist nicht mit einer deutlich restriktiveren Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken der Welt zu rechnen. Nicht nur in den USA sind in den letzten Wochen die meisten Wirtschaftsindikatoren unter den Markterwartungen ausgefallen. Besonderes Augenmerk kommt in dieser Situation Europa zu. Die EZB hat sich bisweilen unter der Präsidentschaft von Frau Lagarde als eher expansives Institut positioniert. Zudem sind es vor allem auch die politischen Strömungen, die in unseren Breitengraden für neue Impulse sorgen könnten.

Bundestagswahl in Deutschland

In dieser Hinsicht war die Bundestagswahl in Deutschland vom September ein bedeutender Test. Das Wichtigste zuerst: Auch wenn hier nach 16 Jahren mit Angela Merkel in jedem Fall eine Ära zu Ende geht, ist für die Wirtschaft und damit die Finanzmärkte nicht mit einer grundsätzlichen Änderung der Rahmenbedingungen zu rechnen.

Doch der Reihe nach: Nach vier Amtszeiten unter der Kanzlerin Angela Merkel waren die neuen Impulse in den letzten Wochen und Monaten eher spärlich. Das nach einer so langen Amtszeit eine gewisse Wechselbereitschaft der Wähler aufkommt, liegt in der Natur der Sache. Die regierende CDU musste zuletzt denn auch herbe Wählerverluste hinnehmen. Im Unterschied zu früheren Amtszeiten vermochte die SPD als Koalitionspartner in der Regierung ihre Position in den letzten Jahren zu stärken.

Ökologie ist wichtig und aktuell

Die Fragmentierung in der politischen Landschaft Deutschlands hat in jüngster Vergangenheit beständig zugenommen. In der Zwischenzeit haben fünf Parteien einen Wahlanteil von über 10 Prozent. Wie wir dies aus der Schweiz gut kennen, spricht dies für eine gewisse Stabilität in den wichtigsten politischen Sachfragen. Ökologische Themen sind wichtig und aktuell. In diesem Sinne holen die deutschen «Grünen» an der letzten Bundestagswahl das beste Resultat ihrer Geschichte.

Die politischen Parteien am linken und am rechten Rand haben in den letzten Jahren an Attraktivität verloren. Auch wenn die grössere Fragmentierung der politischen Landschaft in Deutschland für eine gewisse Stabilität sorgt, dürfte sie zu langwierigen Koalitionsverhandlungen führen. Bei der Regierungsbildung stehen Dreierbündnisse im Vordergrund. Wie immer in solchen Fällen ist davon auszugehen, dass die Mittepartei, in diesem Fall die FDP, bei der Regierungsbildung das Zünglein an der Waage spielen könnte. Dies vorausgesetzt, dass sie eine grundlegende Übereinstimmung mit den «Grünen» finden kann.

Überraschung ausgeblieben

Die Kandidaten scheinen bei der aktuellen Bundestagswahl eine vergleichsweise weniger wichtige Position eingenommen zu haben. Zumindest in Deutschland ist somit die grosse politische Überraschung ausgeblieben. Diese Entwicklung dürfte sich auch auf die Finanzmärkte auswirken.

Während in einer ersten Phase der Regierungsbildung die Positionierung noch vereinzelt zu erhöhtem Ruhepuls führen könnte, ist langfristig die erwartete Stabilität in Sachfragen eine gute Voraussetzung für Wirtschaftswachstum und in der Folge eine positive Entwicklung für die Finanzmärkte. Im Fokus stehen dabei nachhaltige Tendenzen und Anlagen. Mit Deutschland als wichtigstem Handelspartner der Schweiz ist auch bei uns mit positiven Impulsen für Wirtschaft und Finanzmärkte zu rechnen.

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