Ein Jahresende im Zeichen der Inflationsdebatte

Nach Monaten, in denen das Geschehen rund um den Globus von der Corona-Pandemie dominiert wurde, ist es zu grundsätzlichen neuen Entwicklungen gekommen.

5. November 2021

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Verfrühte Sorgen wegen Preissteigerungen: Die Situation an der Preisfront dürfte sich in den nächsten Monaten beruhigen. (Bild: Adobe Stock)

Nachdem die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie und deren schwerwiegenden Implikationen für Wirtschaft und Gesellschaft in den letzten Quartalen im Blickpunkt standen, rücken die langfristigen Entwicklungen zunehmend in den Vordergrund. Kein Wunder, dass dabei seitens der Akteure an den Finanzmärkten die Frage nach den langfristigen Auswirkungen der in den letzten Monaten überaus expansiven Geld- und Fiskalpolitik im Vordergrund steht.

Dabei kommt dem Thema der Inflation zum Jahresende 2021 eine zentrale Bedeutung zu. Befeuert durch den starken Anstieg der Inflationsraten in wichtigen Volkswirtschaften rund um den Globus, stellt sich die Frage, ob und in welchem Ausmass der jüngste Preisanstieg auch ein monetäres Phänomen und damit die direkte Folge der expansiven Geldpolitik der verschiedenen Zentralbanken sei.

Sorgen um Preissteigerungen

Wir teilen die Sorgen rund um die jüngsten Preissteigerungen nur bedingt. Viel eher rechnen wir im Einklang mit den meisten Vertretern der Zentralbanken schon für die nächsten Monate, spätestens aber für das erste Halbjahr 2022, mit einer deutlichen Beruhigung der Entwicklung an der Preisfront. Wie immer bei der Debatte um langfristig höhere Inflation stehen die Märkte für die verschiedenen Produktionsfaktoren – Arbeit, Natürliche Ressourcen und Kapital – besonders im Fokus.

Dabei ist festzuhalten, dass es auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt für einen stark gestiegenen Lohndruck und damit das Auftreten einer langfristigen Lohn-Preis-Spirale nur wenige Anzeichen gibt. Zum einen hat sich die Situation an den verschiedenen Arbeitsmärkten in den letzten Monaten glücklicherweise deutlich verbessert, zum anderen ist auch nach den jüngsten Erfolgsmeldungen von den Arbeitsmärkten weltweit festzuhalten, dass die Arbeitslosenraten auf höheren Niveaus verharren als dies unmittelbar vor Ausbruch der Coronakrise zu beobachten war.

Produktionsfaktoren

Mit Sicherheit ebenfalls kein limitierender Produktionsfaktor stellt im aktuellen Umfeld das Kapital dar. So ist Kapital mit tiefer Verzinsung weiterhin grosszügig vorhanden. Daran dürfte sich in absehbarer Zeit wenig ändern. Übrig bleibt die Preisentwicklung bei den natürlichen Ressourcen. Hier hat in den letzten Monaten und Wochen in der Tat eine bemerkenswerte Entwicklung stattgefunden.

So ist der Ölpreis in rund einem Jahr von ungefähr USD 40 auf deutlich über USD 80 pro Fass Erdöl angestiegen. Bei einer Analyse der jüngsten Preisentwicklung bei Erdöl ist allerdings festzuhalten, dass dieser Preisanstieg von historisch tiefen Kursen stattgefunden hat. Kommt hinzu, dass es von den aktuellen Preisniveaus zumindest zu einer weiteren Verdoppelung des Preisniveaus kommen muss, damit der aktuelle Inflationsbeitrag zur Teuerung auch im kommenden Jahr aufrechterhalten werden kann.

Inputfaktor Halbleiter

Rund um die Märkte für Inputfaktoren ist zu guter Letzt auch immer zu berücksichtigen, dass diese verschiedentlich auch in grösserem Ausmass den Märkten zur Verfügung gestellt werden können. Besonders erwähnenswert in diesem Sinne ist mit Sicherheit die Situation bei den Mikro-Chips und den Halbleitern.

Einerseits ist die Knappheit von Mikro-Chips gegenwärtig in aller Munde, andererseits wird deren Produktion aktuell gerade substantiell erhöht. Ob in den USA oder in Europa, überall entstehen neue Chip-Fabriken. Somit spricht vieles dafür, dass die Inflation bei den Inputfaktoren der Leistungserstellung vorübergehender Natur sein dürfte. In diesem Sinne sollte sich die Situation schon bald, spätestens aber im Jahr 2022, relativieren.

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