Die Reihen in der Schweizer Finanzindustrie lichten sich

Die Wertschöpfung von Schweizer Banken und Versicherer geht zurück. Die Beschäftigtenzahl notiert auf historischem Tiefstand. Für Investorinnen und Investoren muss das aber nicht zwingend negativ sein.

29. März 2023

Die Schweizer Finanzindustrie hat seit Jahren  kontinuierlich an Bedeutung verloren

Die Beschäftigtenzahl der Schweizer Finanzbranche ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. (Bild: Adobe Stock)

Der Niedergang der einst stolzen Credit Suisse führte in weiten Teilen der Schweizer Bevölkerung zu grosser Unsicherheit. Dabei sorgen in erster Linie die volkswirtschaftlich wichtigen Funktionen für Verunsicherung, die das Finanzsystem für Frau und Herr Schweizer auch weiterhin wahrnimmt. Es stehen nota bene nicht nur die privaten Haushalte, sondern auch viele Unternehmen dieser Entwicklung des Schweizer Finanzmarkts kritisch gegenüber. Dabei geht es in erster Linie um Finanzierungs- und Einlagefragen.

Die Bedeutung des Finanzsektors für die Schweizer Volkswirtschaft lässt sich aber auch an zwei anderen Grössen darstellen. Es sind dies einerseits die Anzahl der Beschäftigten im Finanzsektor (Banken & Versicherer) gemessen an der Anzahl der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft und andererseits die Wertschöpfung dieser Industrie im Verhältnis zur gesamtwirtschaftlichen Leistung der Schweiz. Beide Massgrössen entwickelten sich in den letzten Jahren rückläufig (s. Grafik).

Grafik Bedeutung Finanzindustrie

In Prozent der Gesamtwirtschaft (links) und der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft: Wertschöpfung und Beschäftigtenzahl der Schweizer Finanzindustrie. (Quelle: SNB/Grafik: HBL Asset Management)

In den Neunzigerjahren führten zunächst positive Finanzmärkte, die Internationalisierung des Sektors und reduzierte Liquiditätsvorschriften zu einer steigenden Wertschöpfung der Finanzindustrie. Entsprechend hoch war auch der Beschäftigtenanteil. Mehr als 3,5 Prozent der angestellten Personen der Schweiz waren zu Beginn der Neunzigerjahre in der Finanzbranche tätig. Aktuell beträgt die Beschäftigtenzahl noch 2,5 Prozent.

Nach der grossen Finanzkrise von 2007/08 setzte dann aber ein anhaltender Rückgang des Finanzsektors ein. Verantwortlich dafür waren ein Abbau der internationalen Aktivitäten, ein systematischer und forcierter Aufbau des Eigenkapitals im Zusammenhang mit der «Too-big-to-fail»-Problematik und sinkende Zinsmargen aufgrund eines generell sinkenden Zinsniveaus. Die Wertschöpfung des Sektors reduzierte sich infolgedessen auf etwas mehr als 9 Prozent in den letzten Quartalen. Zu Beginn der Nullerjahre lag sie noch bei 13,4 Prozent. 

Die Produktivität könnte steigen

Es lässt sich also feststellen, dass beide Zeitreihen in der Zwischenzeit langjährige und bei der Beschäftigung sogar historische Tiefstwerte erreicht haben. Aus Anlegersicht muss das zwar nicht zwingend schlecht sein: Mit dem Rückgang der Beschäftigten kann trotz der tieferen Wertschöpfung eine hohe Produktivität des Finanzsektors einhergehen. Dies müsste im Grundsatz die Kurse von Finanzaktien stabilisieren.

In erster Linie zeigt der Rückgang der beiden Zeitreihen aber den schleichenden Bedeutungsverlust der Finanzindustrie oder umgekehrt eine Zunahme der Bedeutung der industriellen Produktion im gesamtwirtschaftlichen Mix der Schweiz. Der Niedergang der Credit Suisse ist ein weiteres Kapital in dieser Geschichte.

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