Unternehmen setzen ihre Preiserhöhungen im zweiten Quartal am Markt durch

Nach den Verwerfungen in Finanzsektor waren im vergangenen Monat die Quartalsergebnisse der Unternehmen im Fokus. Die Resultate sind am oberen Ende der Erwartungen ausgefallen.

4. Mai 2023

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Die Unternehmen setzen ihre Preiserhöhungen am Markt durch und verzeichnen dadurch steigende Umsätze. (Bild: Drazen / Adobe Stock)

Der Beginn des zweiten Quartals 2023 bringt grundsätzlich wenig neue Impulse für die Finanzmärkte. Nachdem deren Geschehen im letzten Monat ganz unter dem Eindruck der Verwerfungen im Bankensystem in erster Linie in den USA und in Europa gestanden hat, hat sich in den letzten Wochen der Fokus der meisten Marktakteure wieder leicht geändert.

Im Blickpunkt des Interesses standen zuletzt vor allem die Geschäftsergebnisse der Unternehmen für das erste Quartal 2023. Was nach den grossmehrheitlich besser als erwarteten Konjunkturzahlen der letzten Wochen erwartet werden konnte, hat sich bewahrheitet. Das Gros der veröffentlichten Unternehmensergebnissen ist am oberen Rand der Markterwartungen ausgefallen.

Neben den effektiv besseren Geschäftszahlen ist dies vor allem auch das Resultat der verschiedentlich doch sehr vorsichtigen Erwartungen des entsprechenden Managements für das Geschäftsjahr 2023. Dies gilt im gleichen Ausmass für Unternehmensresultate aus den USA aber gerade auch aus Europa. Vereinzelt konnten Unternehmen bereits nach dem ersten Quartal ihre Ganzjahresprognosen nach oben anpassen.

Unternehmen setzen hohe Preise durch

Besonders auffällig ist dabei, wie gut es vielen Unternehmen in den letzten Monaten gelungen ist, Preiserhöhungen durchzusetzen. Mit der Erfahrung von einem Jahr mit stark gestiegenen Inflationsraten sind die Quartalsresultate vieler Unternehmen geprägt von deutlich gestiegenen Preisen für ihre abgesetzten Güter und Dienstleistungen. Von dieser Entwicklung konnten in erster Linie die Anbieter von Luxusprodukten profitieren.

Aber auch Hersteller von traditionellen und gut etablierten Marken des täglichen Gebrauchs verzeichneten zuletzt einen deutlichen Anstieg des Umsatzes als Folge von Preiserhöhungen. Die Sektorzugehörigkeit des jeweiligen Unternehmens spielt dabei eine eher untergeordnete Bedeutung. Es ist in erster Linie die Stärke des Brands gegenüber den Endkunden, die hier eine grosse Rolle spielt.

Den grössten Gegenwind spüren aktuell der Bankensektor und Unternehmen, die in den letzten Quartalen und Jahren die Anzahl der Beschäftigten stark erhöht haben. Dies gilt nicht zuletzt für cloud-basierte Technologie-Unternehmen, die im Zuge der Corona-Krise einen wahren Boom erleben durften. Aber auch hier scheint Bewegung ins System gekommen zu sein. Aufgrund der Massenentlassungswellen im Silicon Valley lässt sich die Situation wie folgt subsummieren: «Problem erkannt und angegangen». Noch in diesem Jahr dürfte sich dies wieder in den entsprechenden Unternehmenszahlen zeigen.

Bankenkrise in den USA

Wie fragil die Situation an den internationalen Finanzmärkten weiter ist, lässt sich dieser Tage an den Nachrichten aus den USA über die Entwicklung bei der First Republic Bank ersehen. Hier hat das Quartalsresultat für Q1 2023 eindrücklich gezeigt, wie arg das Finanzinstitut im Rahmen der Finanzturbulenzen im Monat März in Schieflage geraten ist.

Die Kapitalabflüsse sind denn auch heftiger als erwartet ausgefallen und führten zum Monatsende April dazu, dass sich das Finanzinstitut begleitet/orchestriert durch den US-Finanzregulator in die Obhut der US-Grossbank JPMorgan begeben hat. Die Liste der Opfer des rasanten Zinsanstiegs in den USA ist damit um einen weiteren Namen länger geworden. Es scheint aber ganz so, dass die verschiedenen Regulatoren mit den getroffenen Massnahmen einen Flächenbrand verhindern konnten.

Es dominieren also weiterhin die gleichen Themen das Geschehen an den Finanzmärkten. Neben dem anhaltenden Preisdruck, insbesondere seitens höherer Kerninflation und die sich daraus ergebene Gelpolitik, ist es wiederum die sich ergebende Bankenkrise. Viel wurde in diesem Zusammenhang bereits diskutiert und es ist zunehmend schwierig sich vorzustellen, dass sich in diesen Themenfeldern grundsätzlich neue Erkenntnisse in der nahen Frist durchsetzen werden.

Diskussion zur Schuldenobergrenze in den USA

Neu ist allerdings die anstehende Diskussion über die Schuldenobergrenze in den USA. Aber auch hier erwarten wir keine grundsätzlich neue Entwicklung. Überspitzt formuliert, lässt sich denn festhalten, dass eine bindende Schuldenobergrenze in den USA in erster Linie ein Problem für Staatsangestellte und damit in zweiter Linie für das Wirtschaftswachstum der USA ein Problem darstellt. Für die Finanzmärkte muss dies aber nicht im gleichen Ausmass eine schlechte Nachricht sein. Selbstverständlich hat eine abschwächende Wachstumsdynamik negative Zweitrundeneffekte auch für Unternehmen, gleichzeitig lässt sich aber festhalten, dass eine solche Entwicklung zu einer zugegebenermassen allmählichen Stabilisierung oder sogar Entlastung der US-Staatsfinanzen führt.

Die anstehenden Diskussionen zu diesem Thema sind denn auch in erster Linie im Zusammenhang mit der anstehenden Präsidentenwahl in den USA im nächsten Jahr zu sehen. Die Positionen zwischen den regierenden Demokraten um Präsident Biden und den opponierenden Republikanern sind bezogen. Die Vergangenheit lehrt uns, dass es noch immer zu einer Lösung in dieser Frage gekommen ist. Je nach Stimmung in der breiten Bevölkerung können die Positionen in dieser Frage bemerkenswert schnell angepasst werden. Zumindest in der jüngsten Vergangenheit war es in der Regel lediglich eine Frage der Zeit bis von Seite der Politiker mehr Finanzmittel gesprochen und damit eine Erhöhung der Schuldenobergrenze kommuniziert wurde.

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