Das Coronavirus und der Welthandel

Das Coronavirus, die damit verbundene Möglichkeit einer Pandemie und ihre Folgen für die Weltwirtschaft werden an den Finanzmärkten derzeit intensiv diskutiert.

25. Februar 2020

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Weniger gehandelt: Einen Rückgang bei den internationalen Frachtaktivitäten verzeichnete der Baltic-Dry-Index – vor allem aufgrund der geringeren Nachfrage in China. (Bild: Adobe Stock/WS Films)

Was sich zu Beginn des neuen Jahres abzeichnete, hat sich in den letzten Tagen noch einmal akzentuiert. Das mit Abstand wichtigste Thema an den Finanzmärkten ist das Coronavirus und die damit verbundene Angst einer Pandemie, respektive deren Auswirkung auf die Wirtschaft. Nachdem zu Beginn des Jahres 2020 die Konjunkturaussichten mehrheitlich positiv ausgefallen sind, hat zuletzt bei Investoren eine starke Ernüchterung Einzug gehalten. Auch wenn zum aktuellen Zeitpunkt eine abschliessende Beurteilung der medizinischen Implikationen des Coronavirus nicht möglich ist, lassen sich dennoch eine Reihe von Feststellungen machen.

Reihe von negativen Schlagzeilen

Es liegt auf der Hand, dass die Verlängerung der Neujahresferien in China und das Abschotten ganzer Wirtschaftsregionen mit Sicherheit einen Effekt auf die Wirtschaftszahlen für das erste Quartal 2020 haben werden. Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um eine ganze Reihe von negativen Schlagzeilen zu prognostizieren.

Auch wenn in den gegenwärtig kommunizierten Jahresabschlüssen vieler Unternehmen das Coronavirus und seine Auswirkungen eine untergeordnete Rolle spielen, scheinen negative Auswirkungen auf die Wirtschaft unumgänglich. Mit deutlichen Bremsspuren ist insbesondere im Welthandel zu rechnen. So lässt sich beispielsweise festhalten, dass der Baltic-Dry-Index vor allem aufgrund der geringeren Nachfrage in China in den letzten Wochen einen deutlichen Rückgang der Aktivitäten zu verzeichnen hatte. Dieser Index misst die Frachtkosten der grössten Lieferkette für Trockengüter wie zum Beispiel Eisenerz, Kohle und Getreide (mehr dazu). Dabei ist nicht zu vergessen, dass China in der Zwischenzeit zur drittgrössten Volkswirtschaft hinter den USA und Europa aufgestiegen ist. Während ein Teil der Unsicherheit durch die grössere Bedeutung des Online-Handels aufgefangen werden dürfte, ist insbesondere bei den Luxusgütern eine grössere Zurückhaltung von chinesischen Konsumenten auszumachen.

Aktienmärkte bisher stabil

Trotz dieser unerfreulichen wirtschaftlichen Entwicklung zeigten sich die internationalen Aktienmärkte bis vor Kurzem stabil. Den Befürchtungen einer Coronavirus-Pandemie zum Trotz erreichten viele Aktienmärkte in den letzten Wochen neue historische Höchststände. Die Aktienindizes aus der Schweiz sind hier keine Ausnahme. [Anm. d. Red.: Nach Redaktionsschluss ist es zur Korrektur an den Börsen gekommen. Das Update dazu im Video.]

Diese Entwicklung ist in weiten Teilen der geld- und fiskalpolitischen Reaktion Chinas auf das Coronavirus zurückzuführen. Neben einer Reihe von Zinssatzsenkungen hat die chinesische Regierung auch Erleichterungen bei Steuer- und Sozialabgaben beschlossen und stellt so der Wirtschaft deutlich mehr Geld zur Verfügung. Dies zu einem Zeitpunkt, zu dem auch die wichtigsten übrigen Zentralbanken der Wirtschaft deutlich grosszügiger Geld zur Verfügung stellen. Angesichts der erhöhten Unsicherheiten konnten auch Gold und Obligationen zuletzt ebenfalls deutliche Kursgewinne verzeichnen. Zudem haben sich die Zinsen in den ersten Wochen des Jahres wieder historischen Tiefstständen genähert.

Vor diesem Hintergrund bleiben Aktienanlagen im ersten Quartal weitgehend alternativlos. Kommt hinzu, dass bei einer Beurteilung der verschiedenen Aktien die langfristigen Unternehmensaussichten beurteilt werden. Ganz allgemein gehen die Marktteilnehmer aber davon aus, dass die negativen Effekte des Coronavirus auf den Geschäftsgang der betrachteten Unternehmen lediglich vorübergehender Natur sein dürften.

Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass analog der Situation rund um die Vogelgrippe oder SARS, die Auswirkungen auf die Finanzmärkte bestenfalls ebenfalls vorübergehender Natur sind. Zumindest auf einer Kursgraphik des Standard & Poor's 500 Index ist die oben genannte Situation wenn überhaupt, dann nur sehr schwer ersichtlich.

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