Die türkische Lira im freien Fall – mit Zinsen ist nicht zu spassen
Die türkische Lira befindet sich schon seit langer Zeit in einer Abwärtsspirale. In den letzten drei Jahren hat sich die Situation nochmals verschärft.
26. November 2020

Auch nach dem Wechsel an der Spitze der Zentralbank sind die Probleme der türkischen Währungspolitik nicht gelöst. (Bild: Ali Arif Soydaş auf Unsplash)
Zum Ende des Jahres 2017 kostete eine türkische Lira 25 Rappen. Heute zahlt man für eine türkische Lira nur halb so viel – 12 Rappen. Gründe für diesen Wertverfall gibt es verschiedene. Jedoch steht vor allem eines im Vordergrund: Die türkische Regierung hat das wichtigste geldpolitische Instrument – die Leitzinsen – unterschätzt.
Nachdem die Inflationsrate zum Jahresende 2017 auf einen Rekordwert von 13 Prozent angestiegen war, kam es anfangs nur zu einer leichten Abwertung der Lira. Hauptgrund für die darauffolgende Verwerfung ist die Weigerung des türkischen Regierungschefs Erdogan, die Leitzinsen anzuheben.

Eine türkische Lira (TRY) in Franken (CHF): Gegenüber dem Franken hat die türkische Währung in den letzten zwei Jahren massiv an Wert eingebüsst. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management)
Im Jahr 2018 beschleunigte sich der Währungsverfall. Die türkische Zentralbank reagierte mit einer Zinserhöhung von 13,5 auf 16,5 Prozent. Sie brachte eine eine vorübergehende Stabilisierung der Währung. Die Strafzölle der US-Regierung unter Präsident Donald Trump waren der Auslöser für einen weiteren Währungszerfall.
Zudem wurde in den Jahren 2019 und 2020 die Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank immer mehr in Frage gestellt. Sie befand sich damals unter der Leitung von Erdogans Schwiegersohn. Dessen Rücktritt im November 2020 war zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber die die Probleme sind damit nicht gelöst.
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