Neun-Millionen-Schweiz: Wie wächst eigentlich unsere Volkswirtschaft?

Das Bevölkerungswachstum liefert einen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum. Die Erfolge seit den 1990er-Jahren basieren aber auch auf Vorteilen der volkswirtschaftlichen Struktur.

27. September 2023

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«Offene Volkswirtschaften haben weniger Fachkräftemangel und tendenziell ein höheres Produktivitätswachstum.»

In den letzten Jahren hat sich die Wirtschaft der Schweiz auch im internationalen Vergleich sehr erfreulich entwickelt. Ein Blick auf die indexierten BIP-Niveaus der wichtigsten westlichen Wirtschaftsnationen seit Beginn des neuen Jahrtausends zeigt, dass in diesem Vergleich einzig die Wirtschaft in den USA ein höheres Output-Niveau erreicht hat als die Schweiz.

Während beispielsweise England auch zur Mitte des Jahres 2023 nicht die Wirtschaftskraft wie vor Ausbruch der Corona-Krise erreicht hat, hat sich diese in der Schweiz über den gleichen Zeitraum um über 7 Prozent gesteigert. Neben den im internationalen Vergleich überdurchschnittlichen Wachstumsraten, fällt dabei vor allem auch auf, dass die Schweiz gemessen an diesem Konjunkturindikator die Corona-Zeit bemerkenswert gut überstanden hat.

Noch nie lebten so viele Personen in der Schweiz

Dabei ist festzuhalten, dass die konjunkturelle Situation weder durch geld- noch fiskalpolitische Massnahmen forciert wurde. Im Gegenteil: Die Staatsfinanzen der Schweiz wurden auch über die Corona-Jahre nicht annähernd vergleichbar angezapft wie in den USA, der Eurozone oder auch Japan. Ähnliches lässt sich auch für die Geldpolitik sagen. Dies lässt sich daran erkennen, dass die geldpolitische Normalisierung im Nachgang zu Corona für die Schweiz einen vergleichbar geringen Anstieg der Inflation und letztendlich auch der Zinsen gebracht hat.

Damit lässt sich festhalten, dass in erster Linie die Struktur der schweizerischen Volkswirtschaft am Ursprung dieser bemerkenswerten Entwicklung steht. Stichworte wie flexibler Arbeitsmarkt, Unternehmensdemographie und Ausbildung der Arbeitskräfte haben mit Sicherheit zu der erfreulichen konjunkturellen Situation der Schweiz beigetragen.

Ein in der jüngsten Vergangenheit vermehrt eingebrachtes Argument für die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz ist die Bevölkerungsentwicklung. So hat beispielsweise das Bundesamt für Statistik im September festgehalten, dass mit über neun Millionen wohnhaften Personen in der Schweiz ein neuer Rekord erreicht wurde.

BIP pro Kopf um mehr als 50 Prozent gestiegen

Es liegt auf der Hand, dass ein Zuwachs der Bevölkerung der Schweiz auch das Output-Niveau der Schweiz erhöht. Eine Frage, die nicht zuletzt viele Politiker der Schweiz im anstehenden Wahlkampf thematisieren ist, ob die erfreuliche konjunkturelle Situation lediglich auf die gestiegene Anzahl Köpfe in der Schweiz zurückzuführen ist und in der Folge die Wirtschaftskraft von Herr und Frau Schweizer sogar leicht gesunken sein könnte.

Dies trifft nicht zu. Gemäss dem Bundesamt für Statistik ist das BIP pro Kopf der Schweiz seit dem Beginn der 1990er-Jahre von 56 460 Franken auf einen bemerkenswerten Rekordwert von 88 717 Franken im letzten Jahr angestiegen. Eine Aussage, die notabene auch bei der Berücksichtigung der Preisentwicklung zutrifft. Auch diese Zeitreihe weist für 2022 den absolut höchsten Wert in über 30 Jahren aus. Es lässt sich also festhalten, dass das Wirtschaftswachstum der Schweiz nicht einfach nur eine Folge des Bevölkerungswachstums ist.

Es lässt sich also festhalten, dass es mehr als nur das Bevölkerungswachstum der Schweiz ist, das am Ursprung des Wirtschaftswachstums steht. Aber zugleich ist es auch so, dass gerade offene Volkswirtschaften mit einem positiven Migrationssaldo ein überdurchschnittliches Wachstum aufweisen. Sie haben weniger Fachkräftemangel und in der Folge tendenziell ein höheres Produktivitätswachstum.

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