Konstruktion statt Destruktion: Unternehmen senden ermutigende Wirtschaftssignale aus

Krieg, Inflation und Pandemie – die destruktiven Tendenzen verlieren allmählich ihre Vorherrschaft an den Finanzmärkten und machen Platz für eine konstruktivere Grundhaltung.

3. Februar 2023

Aus dem konjunkturellen Durcheinander geht eine aufbauende Ordnungstendenz hervor: Die Gesamtjahresergebnisse von Schweizer Unternehmen fallen grossmehrheitlich besser als erwartet aus. (Bild: Adobe Stock)

Aufbauende Ordnungstendenzen: Konsum-, Unternehmens- und Inflationsdaten senden zunehmend weniger destruktive Signale aus. (Bild: Adobe Stock)

Nach den Herausforderungen der letzten zwölf Monate für die Weltwirtschaft rechnen wir im laufenden Jahr mit einer gewissen konjunkturellen Stabilisierung. Keine der Sorgen, die vor allem auch die Finanzwelt in den letzten zwölf Monaten in Atem gehalten haben, wurden endgültig gelöst. Sie haben in den letzten Wochen für die Preisstellung an den Finanzmärkten dennoch permanent an Bedeutung verloren.

Dies gilt gleichermassen für so unterschiedliche Themen wie die Ukraine-Krise oder die stark gestiegene Inflation rund um den Globus. Auch die Corona-Problematik scheint sich mit der Lockerung der Corona-Massnahmen in China zuletzt deutlich entspannt zu haben. Aber auch dieses Thema ist noch nicht endgültig vom Tisch.

Zinskurven deutlich verflacht

Wo liegt also der Hauptunterschied zum Vorjahr? Er liegt in erster Linie in der wohl etwas späten, dafür umso heftigeren Reaktion der wichtigsten Zentralbanken, allen voran der US-Notenbank Fed. Sie konnten mit ihrem Vorgehen die Inflationserwartungen der verschiedenen Exponenten wieder einfangen. Diesen Schluss legen die verschiedenen Zinskurven rund um den Globus nahe. Sie haben sich zuletzt deutlich verflacht und sind in einzelnen Regionen sogar invers geworden. Flache respektive inverse Zinskurven sind ganz grundsätzlich ein Gradmesser für gehaltene bis sinkende Inflationserwartungen und gegebenenfalls auch ersten Zinssatzsenkungen.

Während noch im Herbst 2022 an den Finanzmärkten die Sorgen vorherrschten, dass die verschiedenen Zentralbanken und insbesondere die US-Fed mit ihren drastischen Zinserhöhungen übertrieben haben und die Wirtschaft in der Folge in eine heftige Rezession stürzen könnte, haben sich diese Befürchtungen in den letzten Monaten relativiert. Selbstverständlich werden sich die Zinserhöhungen erst mit Verzögerung – in der Regel 6 bis 9 Monate – dämpfend auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Allerdings gibt es auch weiterhin eine ganze Reihe von stabilisierenden Faktoren.

Privater Konsum relativ robust

Wie sich die Wirtschaften zu Beginn des Jahres 2023 halten, lässt sich gut am Beispiel der Schweiz illustrieren. Hier hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen deutlich schneller und stärker angehoben, als dies von den Finanzmärkten zu Beginn des letzten Jahres erwartet worden war. Dennoch vermochten die Aktivitätsindikatoren zum Jahresende 2022 allesamt positiv zu überraschen. Ähnliches lässt sich auch für die bereits veröffentlichten Gesamtjahresergebnisse von Schweizer Unternehmen sagen. Sie sind grossmehrheitlich besser ausgefallen als dies erwartet wurde.

Gerade der Konsum der privaten Haushalte zeigt sich zum Jahreswechsel 2022/2023 deutlich robuster, als dies die zuletzt traurigen Umfrageergebnisse des Konsumentenvertrauens in der Schweiz erwarten liessen. Dabei erweist sich der Arbeitsmarkt der Schweiz als eigentlicher Wachstumsanker. Nicht nur ist die Arbeitslosigkeit Ende 2022 auf den tiefsten Wert seit 19 Jahren gefallen, auch die offenen Stellen verharren auf vergleichsweise hohen Niveaus. Der Fachkräftemangel ist nach oder gerade wegen der Corona-Zeit in immer mehr Branchen in der Schweiz zu beobachten.

Inflationsdruck nimmt ab

Dass sich zuletzt die Inflationsraten dennoch stabilisiert haben, liegt in erster Linie an den deutlich rückläufigen Energiepreisen. Vor allem die Preise für fossile Brennstoffe haben die Bocksprünge von anfangs 2022 hinter sich gelassen und sind auf eine ruhigere Bahn eingeschwenkt. Nachdem gerade die ersten Monate des letzten Jahres einen deutlichen Preisanstieg dieser Preiskomponente brachte, verliert sie in den Jahreswachstumsraten an Bedeutung.

Auch für die nächsten Monate ist deshalb mit tieferen Inflationsraten zu rechnen. Allerdings dürfte dieser Effekt wohl nur vorübergehender Natur sein. Für die kommenden Monate rechnen wir damit, dass andere Komponenten wie Mieten und andere Dienstleistungen einen immer grösseren Einfluss haben werden. Es sind in erster Linie die gestiegenen Finanzierungskosten, die stärker ins Gewicht fallen dürften.

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