Zinskurven-Vielfalt: So können Investorinnen und Investoren richtig damit umgehen

Eine individuelle Positionierung bei den Zinsrisiken ist derzeit unumgänglich, da die Situation auf den Zinsmärkten in Europa, der Schweiz und den USA jeweils eine ganz Andere ist.

8. März 2023

Zinskurven-Vielfalt: So können Investorinnen und  Investoren richtig damit umgehen

Steil, flach und invers: Die Zinskurven für internationale Zinssätze präsentieren sich derzeit ungewöhnlich formenreich. (Bild: Ricardo Gomez Angel auf Unsplash)

Die Beziehung zwischen Höhe und Laufzeit der Zinssätze lässt sich in den sogenannten Zinskurven darstellen und sie kann drei grundsätzliche Ausprägungsformen haben: Sie ist entweder steil, invers oder flach. Bei einer steilen («normalen») Zinskurve erhalten Investorinnen und Investoren für Anlagen mit langen Laufzeiten eine höhere Rendite als für kurzfristige Anlagen. Bei einer inversen Zinskurve ist das Gegenteil der Fall: Je kürzer die Laufzeit, desto höher die Zinsen. Bei einer flachen Zinskurve sind die Renditen für kurzfristige und langfristige Anlagen in etwa gleich hoch.

Grafik Zinskurven

Zinsen nach Land und Laufzeiten in %: Die US-, EU- und CH-Zinskurven beginnen alle steil, verlaufen dann aber unterschiedlich: flach (CH), invers (USA) und leicht invers (EU). (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management)

Kurswechsel mit Leitzinssenkungen erwartet

Die rigorosen Zinserhöhungen der Zentralbanken in den letzten 12 Monaten haben zu interessanten Kurvenformen geführt (s. Grafik). In der Schweiz ist die CHF-Zinskurve für Laufzeiten bis rund 2 Jahre relativ steil, der mittlere (3 bis 5 Jahre) und lange (8 bis 10 Jahre) Bereich der Kurve ist dagegen weitgehend flach.

Anders zeigt sich die USD-Zinskurve. Sie ist im vorderen Teil sehr steil, wird dann aber invers. Dies deshalb, weil Marktkreise davon ausgehen, dass die US-Notenbank Fed in den kommenden Monaten zunächst weitere Zinserhöhungen vornehmen wird, es dann aber Ende 2023 zu einem Kurswechsel mit Leitzinssenkungen kommen wird. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der EUR-Zinskurve. Auch hier werden nach anfänglichen Zinserhöhungen mittelfristig wieder tiefere Leitzinsen erwartet.

EUR-Zinsrisiken deutlich reduzieren

Die verschiedenen Formen verlangen von Investorinnen und Investoren eine individuelle Positionierung. Bei den Obligationen in USD kaufen wir vermehrt Anlagen mit einer Restlaufzeit von lediglich 1 bis 2 Jahren, da hier die Zinskurve den Höhepunkt erreicht und somit diese Anlagen die besten Renditemöglichkeiten bieten.

Bei den Obligationen in EUR scheint uns der mittlere Teil der Kurve (3 bis 5 Jahre) zu invers. Auch hier positionieren wir uns am kurzen Ende der Zinskurve. Wir denken, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen länger auf einem hohen Niveau belassen wird und reduzieren deshalb unsere EUR-Zinsrisiken mittels Zinsderivaten.

In der Schweiz ist die Positionierung der Zinsrisiken aufgrund der normaleren Form der Kurve derzeit nicht so entscheidend; deshalb hat unser CHF-Obligationenfonds mit rund 5 Jahren eine etwas längere durchschnittliche Restlaufzeit (Duration) als in den anderen wichtigen Währungen (Stand 3. März 2023).

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