Zinsprognose Schweiz: Nach drei Senkungen stellt Nationalbank weitere Lockerung in Aussicht
Die Schweizerische Nationalbank hat die Geldpolitik im September 2024 ein drittes Mal in Folge gelockert. Weitere Senkungen in den kommenden Quartalen sind zu erwarten.
2. Oktober 2024
Mit einer letzten Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte verabschiedet sich Thomas Jordan, der langjährige Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), aus seinem Amt. Er hat die SNB und damit auch die Schweiz erfolgreich durch zahlreiche Krisen navigiert. Wir werden ihn zweifellos vermissen. Sein Nachfolger ist Martin Schlegel. Er hat den Vorsitz der SNB am 1. Oktober 2024 übernommen.
Unaufgeregt, kompetent und stets vorausschauend lenkte Thomas Jordan die Geschicke der SNB. Seine beeindruckende Karriere begann 1997, als er in die SNB eintrat. 2004 wurde er zum Direktor ernannt und 2012 wählte ihn der Bundesrat zum Präsidenten des Direktoriums der SNB. Während seiner Amtszeit sah er sich mit aussergewöhnlich komplexen Herausforderungen konfrontiert: globale Finanzkrise, Eurokrise, Pandemie, Inflation, Negativzinsen und schliesslich die Zinswende – all diese Krisen meisterte die SNB unter der Führung von Thomas Jordan mit beeindruckender Souveränität.
Ein letztes Mal in der Ära Jordan
In der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 26. September 2024 entschied die SNB, den Leitzins ein weiteres Mal um 25 Basispunkte auf 1 Prozent zu senken. Dies war die dritte Zinssenkung in diesem Jahr. Der Hauptgrund für diesen Schritt ist der deutliche Rückgang der Inflation in den vergangenen Monaten. Der starke Rückgang der Teuerung ist auch der Aufwertung des Schweizer Frankens in den vergangenen Monaten geschuldet.
Darüber hinaus signalisiert die SNB überraschend deutlich, dass in den kommenden Quartalen weitere Zinssenkungen notwendig sein dürften, um die Preisstabilität langfristig zu sichern. Diese Aussage spiegelt sich auch in der jüngsten Inflationsprognose wider: Die bedingte Inflationsprognose für 2025 wurde deutlich um 50 Basispunkte auf 0,6 Prozent gesenkt, und für 2026 um 30 Basispunkte auf 0,7 Prozent. Neben dem starken Franken erwartet die SNB auch in der näheren Zukunft ein lediglich moderates globales Wirtschaftswachstum sowie einen weiteren leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Volatilität dürfte deutlich abnehmen
Dieser Zinsschritt selbst war von den Finanzmärkten weitgehend erwartet worden, auch wenn es – vor allem aus dem Ausland – Forderungen nach einer stärkeren Senkung um 50 Basispunkte gab. Das klare Signal weiterer bevorstehender Zinsschritte sollte die Volatilität der CHF-Zinsen jedoch etwas verringern. Die Erwartung der Finanzmärkte von weiteren Senkungen um jeweils 25 Basispunkte im Dezember 2024 und März 2025 ist im Einklang mit den Äusserungen der SNB.
Zinskurve hat sich normalisiert
Auch das HBL Asset Management teilt diese Einschätzung und sieht aufgrund der sich abschwächenden Konjunktur – insbesondere in der Industrie – und der weiter sinkenden Inflation Handlungsbedarf für die SNB. Die Zinskurve in der Schweiz hat sich in den letzten Monaten merklich normalisiert. Der Unterschied zwischen dem 2-Jahres- und dem 10-Jahres-SARON-Swap beträgt aktuell etwa 20 Basispunkte. Diese leicht steile Zinskurve dürfte auch in den kommenden Monaten Bestand haben. Unsere Prognose für den 5-Jahres-SARON-Swap liegt zum Jahresende bei rund 0,55 Prozent, während der 10-Jahres-SARON-Swap bei etwa 0,70 Prozent erwartet wird.
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3. Oktober 2024
«Ein Emergency Cut, der nicht angezeigt war»
Die US-Notenbank Fed vollzog mit der Zinssenkung um ganze 50 Basispunkte im September 2024 einen «Emergency Cut», der eigentlich gar nicht angezeigt gewesen wäre. Die Märkte reagierten gnädig und erhalten nun auch noch Unterstützung von der Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank, die allerdings mit der Liquiditätsverknappung gleichzeitig die Konjunkturentwicklung auch wieder in Schach hält.
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