SNB-Leitzins: Nullzinsen sind noch nicht das Ende im aktuellen Zinszyklus

Wir erwarten im laufenden Jahr weitere Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank. In sechs Monaten rechnen wir mit einem SNB-Leitzins von minus 0,5 Prozent.

2. Juli 2025

SNB-Leitzins: Nullzinsen sind noch nicht das Ende im aktuellen Zinszyklus

Die Schweizerische Nationalbank hat im Juni 2025 den SNB-Leitzins um 25 Basispunkte auf 0 Prozent gesenkt.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im Juni den SNB-Leitzins um 25 Basispunkte auf 0 Prozent gesenkt. Der Schritt wurde von den Finanzmärkten erwartet und wird von Marktteilnehmern verschiedentlich als Abschluss des aktuellen Zinssenkungszyklus interpretiert. Wir teilen diese Einschätzung nicht: Aus unserer Sicht handelt es sich lediglich um einen geldpolitischen Zwischenhalt – nicht um das Ende des Lockerungspfads.

Grafik Zinsprognose (2)

Schweizer Zinssätze zum Teil negativ (in Prozent): Während der SNB-Leitzins noch nicht im negativen Bereich notiert, tauchten die Swapsätze des Interbankenzins‘ Saron zuletzt teilweise unter die Nullprozentgrenze. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management Daten per 23.06.2025)

Franken und Geopolitik im Fokus

Die Lagebeurteilung der SNB von Mitte Juni 2025 zeigt deutlich, dass der Inflationsdruck in der Schweiz weiter abgenommen hat. Die Teuerung fiel zuletzt in den negativen Bereich (–0,1% im Mai 2025). Dies ist vor allem auf gesunkene Preise im Tourismus und bei Erdölprodukten zurückzuführen.

Zugleich trüben sich die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zunehmend ein: Einerseits nehmen geopolitische Spannungen weiter zu, andererseits bleiben die Herausforderungen im Handelskonflikt mit den USA weiter ungelöst. Der Schweizer Franken bleibt in diesem Umfeld als sicherer Hafen gefragt – mit entsprechendem Aufwertungsdruck.

Die Währungshüter relativieren zudem das kräftige Wachstum des Bruttoinlandprodukts im ersten Quartal 2025: Vorgezogene Exporte in die USA hätten das Ergebnis verzerrt. Bereinigt um diesen Sondereffekt zeige sich eine deutlich moderatere Wachstumsdynamik. Die SNB erwartet ein verhaltenes Wirtschaftswachstum von 1,0 bis 1,5 Prozent sowohl für 2025 als auch für 2026. Die Arbeitslosigkeit dürfte zudem leicht steigen. Ein starkes Statement hört sich anders an.

Mehr Zinssenkungen wahrscheinlich

Die Nationalbank betont, dass ihre bedingte Inflationsprognose nur unter der Annahme eines konstanten Leitzinses von 0 Prozent über den gesamten Prognosezeitraum im Bereich der Preisstabilität verbleibt. Ohne die heutige Zinssenkung läge die Prognose tiefer. Für uns ein klares Signal dafür, dass bei veränderten Rahmenbedingungen weitere geldpolitische Anpassungen möglich sind. Dies zeigt sich bereits deutlich in den nochmals gesenkten Inflationsprognosen: Neu erwartet die SNB eine Teuerung von 0,2 Prozent für 2025, 0,5 Prozent für 2026 und 0,7 Prozent für 2027.

Wir erwarten daher zwei weitere Zinsschritte im Verlauf des zweiten Halbjahres 2025 – jeweils um 25 Basispunkte im September und Dezember. Dementsprechend rechnen wir per Dezember 2025 mit einem SNB-Leitzins von –0,5 Prozent. Diese Einschätzung basiert auf der Erwartung einer weiteren wirtschaftlichen Verlangsamung, anhaltender globaler Unsicherheit und, sollte die Geldpolitik nicht weiter gelockert werden, dem Risiko einer starken Frankenaufwertung.

Fix-Hypotheken im Fokus

Auf der Nachfrageseite ist in einem Negativzins-Szenario davon auszugehen, dass Fix-Hypotheken mit festen Laufzeiten stärker in den Fokus rücken werden. Der Basiszins für eine SARON-Hypothek kann nicht tiefer sein als 0 Prozent. Bei weiteren Zinssenkungen durch die SNB werden demzufolge SARON-Hypotheken nicht mehr günstiger. Festhypotheken hingegen könnten je nach Geschäftspolitik der Banken bei weiteren Zinssenkungen nochmals günstiger werden. Allerdings besteht bei der Festsetzung der Zinssätze für Festhypotheken keine fixe Korrelation zum Leitzins, da auch andere Faktoren eine Rolle spielen.

Die heutige Zinssenkung ist kein geldpolitischer Schlusspunkt, sondern aus unserer Sicht ein bewusst gesetzter Zwischenstopp. Die SNB hat signalisiert, dass sie den starken Franken und die schwächeren globalen Impulse nicht aus dem Blick verliert. Sollte sich das aktuelle Umfeld nicht verbessern, erscheint eine Fortsetzung der Lockerung im Herbst möglich.

Artikel teilen

Finanzmarkt-Update 06|25

Bitte Marketing-Cookies akzeptieren, um dieses Video anzusehen.

28. Mai 2025

«Immobilienpreise werden nicht unter Druck kommen»

Tiefe Zinsen, eine hohe Nachfrage, das knappe Immobilienangebot und der steigende Wunsch nach mehr Wohnraum halten die Immobilienpreise auf hohem Niveau. Was die erwarteten nächsten Schritte der SNB sind und was im Bereich US-Zollpolitik aktuell ist erklärt Reto Huenerwadel, Anlagechef des HBL Asset Managements, im Video.

Bitte Marketing-Cookies akzeptieren, um diesen Inhalt anzusehen.

Bitte Marketing-Cookies akzeptieren, um diesen Inhalt anzusehen.

Abonnieren Sie #hblasset

Bleiben Sie auf dem Laufenden und abonnieren Sie kostenlos unseren #hblasset Anlageservice für private Investor:innen digital per E-Mail oder als Magazin per Post.

Newsletter abonnieren

Printausgabe abonnieren