Finanzmärkte machen sich bereit für mehrere Zinssenkungen der US-Notenbank

Die Erwartungen der Finanzmärkte beim Symposium in Jackson Hole waren hoch – und Jerome Powell, der US-Notenbankchef, enttäuschte nicht.

28. August 2024

Zinssenkung USA 1920X1080px

Anleger und Anlegerinnen sind angespannt und verfolgen derzeit alle Signale aufmerksam. Die Märkte gehen davon aus, dass in den USA tiefere Leitzinsen bald für Entspannung sorgen dürften.

Ende August richteten sich die Blicke der Finanzmärkte auf das US-Bergresort Jackson Hole. Das jährliche Treffen der Notenbankvertreter:innen hat sich über die letzten vier Jahrzehnte zu einem Davos der Zentralbanken entwickelt und spielt eine zentrale Rolle in der internationalen Finanzwelt. Im Fokus stand die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell. Diese hatte im aktuellen US-Wahljahr sowohl wirtschaftliche als auch politische Relevanz.

Leitzinsen verschiedener Länder im Vergleich

Leitzinsen (in Prozent): In den USA wurden die Leitzinsen im aktuellen Zinszyklus am stärksten erhöht. Die Märkte erwarten nun aber auch wieder eine deutliche Lockerung in den Vereinigten Staaten. (Quelle/Grafik: HBL Asset Management; Daten per 26.08.2024)

Die Märkte sind angespannt

Wie gewohnt wählte Powell seine Worte mit Bedacht, denn die Märkte sind angespannt und jedes Signal zur Lage der US-Wirtschaft wird aufmerksam verfolgt. Anfang August führten Ängste vor einer möglichen Rezession in den USA sowie Japans Zinspolitik zu einem massiven Ausverkauf bei den Aktien. Doch die Märkte erholten sich und erlebten daraufhin die beste Handelswoche seit fast zwei Jahren.

Auch die Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump verfolgten Powells Äusserungen genau. Die Wahlen am 5. November rücken näher, und besonders die demokratische Kandidatin Harris hofft auf eine baldige Zinssenkung der Fed. Die US-Wirtschaft hat sich in den letzten Monaten deutlich abgekühlt, und Harris möchte nicht inmitten einer drohenden Rezession in den Wahlkampf gehen.

Die Rede von Jerome Powell brachte die langersehnte Erleichterung. Die Fed-Mitglieder haben die zunehmenden wirtschaftlichen Herausforderungen anerkannt und signalisieren, die Geldpolitik in den kommenden Monaten lockern zu wollen. «Es ist an der Zeit, die Geldpolitik anzupassen», sagte Powell und deutete damit auf eine Zinssenkung im September hin.

Sieben Zinssenkungen bis Ende 2025 erwartet

Er liess jedoch offen, ob diese ein viertel oder einen halben Prozentpunkt betragen könnte. Die Aussicht auf sinkende Zinsen, die die Wirtschaft und speziell den Arbeitsmarkt stützen sollen, wurde an den Aktien- und Anleihemärkten positiv aufgenommen. Allerdings sind die Erwartungen an das Ausmass der kommenden Zinssenkungen hoch, besonders angesichts der weiterhin erhöhten Inflation. Im Juli stiegen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich in den USA wieder leicht auf 2,9 Prozent.

Obwohl das Wachstum der US-Wirtschaft an Schwung verliert, scheinen die zu erwartenden Lockerungen der Geldpolitik eine weiche Landung der Wirtschaft aber wahrscheinlich zu machen. Die Normalisierung der Geldpolitik dürfte dabei in regelmäßigen Schritten von 0,25 Prozentpunkten erfolgen – drei Zinssenkungen im Jahr 2024 und vier im Jahr 2025. Damit könnte der zentrale US-Leitzins bis Ende 2024 auf 4,75 Prozent und bis Ende 2025 auf 3,75 Prozent sinken.

Weitere Zinssenkung in der Schweiz

Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird voraussichtlich im September die Zinsen erneut senken. Eine weitere Senkung um 25 Basispunkte auf 1 Prozent wird erwartet – dies könnte allerdings die letzte Änderung in diesem Jahr sein. Die SNB startete im Juni 2022 früh und sehr konsequent mit der Anhebung der Leitzinsen, gleiches gilt auch für die überraschend frühe erste Zinssenkung im März dieses Jahres.

Der starke Franken und die damit einhergehende geringere Inflation schufen in der Schweiz deutlich bessere Rahmenbedingungen. Das Leistungszeugnis für die SNB fällt daher in den vergangenen zwei schwierigen Jahren besonders positiv aus.

 

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