US-Zölle: Schweizer Wirtschaft setzt auf Widerstandskraft und Verhandlungsgeschick
Die neuen US-Importzölle stellen die Schweiz vor Herausforderungen – doch clevere Strategien und neue Investitionen könnten der Schweizer Wirtschaft langfristig sogar Vorteile verschaffen.
29. April 2025

Viel wurde in den letzten Tagen und Wochen geschrieben über die Auswirkungen der US-Importzölle auf die Wirtschaft der Schweiz. Offensichtlich ist, dass diese Entwicklung sich absolut negativ auf das Wirtschaftswachstum der Schweiz auswirken wird. Für eine tiefere Analyse lohnt es sich aber, die Struktur des Aussenhandels der Schweiz mit den USA etwas genauer zu betrachten.
Für das Gesamtjahr 2024 liegt der Gesamtwert der Exporte bei rund CHF 65 Milliarden. Dabei ergibt sich ein Aussenhandelsüberschuss von rund CHF 39 Milliarden – ein substanzieller Anstieg gegenüber den Vorjahren. Es ist die Pharmaindustrie, die allein mit CHF 31,2 Milliarden knapp die Hälfte der Exporte bestreitet, sowie der Handel mit Schmuck und Edelmetallen, der mit CHF 13,7 Milliarden etwa 20 Prozent der Exporte ausmacht. Im Vergleich dazu sind die übrigen Industrien bedeutend weniger relevant. So tragen beispielsweise Uhren rund CHF 4,4 Milliarden und Präzisionsinstrumente rund CHF 3,8 Milliarden zu den Gesamtexporten bei. Noch ausgeprägter ist die Situation beim Aussenhandelsüberschuss der Schweiz gegenüber den USA. Hier verantwortet die Pharmabranche mit CHF 26,4 Milliarden rund 70 Prozent des gesamten Überschusses. Die Uhrenindustrie, als zweitwichtigster Sektor, steuert mit CHF 4,2 Milliarden lediglich etwa 10 Prozent bei.
Diese Konzentration der Handelsbeziehungen auf wenige Sektoren bedeutet, dass sich die Auswirkungen der neuen US-Zölle sehr unterschiedlich auf die einzelnen Branchen verteilen werden. Die Pharmabranche könnte dank ihrer hohen Innovationskraft und der oft monopolartigen Marktstellung vieler Produkte in der Lage sein, die Zölle zumindest teilweise an die Endkunden weiterzugeben. Schmuck und Edelmetalle hingegen sind preissensibler – hier droht ein stärkerer Rückgang der Nachfrage.
Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene dürften die neuen US-Zölle das Wachstum der Schweizer Volkswirtschaft dämpfen, allerdings wohl nicht in dramatischem Ausmass. Die relativ robuste Binnenwirtschaft, die starke Stellung der Schweiz in anderen Exportmärkten und die hohe Diversifikation vieler international tätiger Unternehmen dürften Schlimmeres verhindern.
Wie stehen die Chancen auf eine Milderung der Massnahmen durch Verhandlungen? Grundsätzlich ist die Schweiz traditionell sehr gut darin, bilaterale Lösungen zu finden. Auch die enge Vernetzung vieler Schweizer Unternehmen mit der US-Wirtschaft, insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung, könnte zu einer differenzierten Behandlung führen und einen gewissen Verhandlungsspielraum eröffnen. Entscheidend wird dabei sein, ob die Schweiz glaubhaft darlegen kann, dass ihre Exportstruktur den wirtschaftlichen Interessen der USA unmittelbar nützt. Insgesamt bleibt festzuhalten: Die neuen US-Zölle stellen eine ernsthafte Herausforderung für einzelne Branchen der Schweizer Wirtschaft dar. Gleichzeitig bieten sie jedoch auch die Chance, über kluge Verhandlungen die negativen Folgen abzumildern und langfristig die Handelsbeziehungen mit den USA auf eine neue, stabilere Basis zu stellen.
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