Stimmung & Ausgaben im Clinch – oder: Dem Konsum in der Schweiz auf der Spur
Zwischen Konsumentenstimmung und Konsumausgaben tut sich eine Kluft auf. Das hängt auch mit der Reallohnentwicklung zusammen.
2. Juli 2025

«Für die anstehende Feriensaison bedeutet dies, dass die Reiseaktivität, aber auch die Reiseausgaben in diesem Sommer wohl einen neuen Rekordwert erreichen dürften.»
Bei einer Beurteilung der konjunkturellen Situation in der Schweiz fällt schnell auf, dass die verschiedenen Stimmungsindikatoren weiter auf tiefen Niveaus verharren. Dies trifft insbesondere auf die Konsumentenstimmung in unserem Lande zu. Mit einem Wert von minus 36,5 liegt beispielsweise der Index des SECO deutlich unter seinem langfristigen Durchschnitt.
Allerdings trifft es auch zu, dass sich die effektiven Konsumausgaben von Herr und Frau Schweizer nie auch nur annähernd auf vergleichbar tiefen Niveaus befinden. Wie lässt sich dieser Gegensatz erklären und welche Grösse ist nun realistischer für die Beurteilung des Wirtschaftswachstums in der Schweiz? Klar ist, dass effektiv gemessene Konsumausgaben immer relevanter sind als alle Stimmungsindikatoren.
Reallöhne sind wichtiger als die Stimmung
Bei der Beurteilung einer Volkswirtschaft werden aber immer wieder Stimmungsindikatoren als Vorlaufindikatoren für die konjunkturelle Entwicklung eines Landes verwendet. Aus verschiedenen Gründen kommen wir zum Schluss, dass dies für die Schweiz nicht zielführend ist. Viel eher ergründen wir die Schwäche der Konsumentenstimmung respektive den verhältnismässig stabilen privaten Konsum in der Entwicklung der Reallöhne in den letzten Jahren.
Während das Wachstum der Reallöhne in der Schweiz – also das Nominallohnwachstum nach Abzug der Inflation – über Jahre weitgehend stabil war, ist dieses zuletzt etwas aus dem Tritt geraten. Während in der Vergangenheit auf Jahre mit negativem Reallohnwachstum Jahre mit positivem Wachstum folgten, brachten die letzten Jahre drei Jahre in Folge mit tieferen Reallöhnen. Für die Schweiz ist dies eine Situation, wie sie in den letzten Jahren nie auch nur annähernd beobachtet werden konnte.
Drei Jahre mit negativem Reallohnwachstum
Wenig überraschend lastet diese Entwicklung trotz einer verhältnismässig erfreulichen Situation auf dem Arbeitsmarkt auf der Konsumentenstimmung. Allerdings lässt sich festhalten, dass die drei Folgejahre 2021 bis 2023 mit negativem Reallohnwachstum auf Jahre mit einer positive Reallohnentwicklung folgten. Gerade während der Phase mit tiefen Inflationsraten zwischen 2009 und 2016 kam es immer zu einem Wachstum der Reallöhne.
Eine vergleichbar lange Phase mit Reallohnwachstum ist ebenfalls bemerkenswert. Wenn wir nun diese beiden Phasen zeitlich und in ihrem Ausmass miteinander vergleichen, lässt sich festhalten, dass Herr und Frau Schweizer auch nach drei Jahren mit tieferen Reallöhnen auf makroökonomischer Ebene mehr Geld in der Tasche bleibt als vor der Finanzkrise 2008.
Auch bei schlechter Konsumentenstimmung bleibt also aktuell Geld für den privaten Konsum zur Verfügung. Angesichts der Tatsache, dass die Reallöhne im letzten Jahr wieder gestiegen sind und auch für das aktuelle Jahr positive Werte erwartet werden können, rechnen wir auch für die kommenden Monate, trotz schlechter Stimmung bei den Konsumenten, mit weiterhin solidem privaten Konsum in der Schweiz. Für die anstehende Feriensaison bedeutet dies, dass die Reiseaktivität, aber auch die Reiseausgaben in diesem Sommer wohl einen neuen Rekordwert erreichen dürften.
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