Staatsbilanzen haben an Bedeutung gewonnen
Geldpolitik ist und bleibt eine zentrale Stütze für die Wirtschaft und die Finanzmärkte in Zeiten von Corona.
27. Januar 2021
Die wichtigsten Zentralbanken des Globus haben bereits seit geraumer Zeit eine expansive Geldpolitik mit historisch tiefen Zinsen eingeschlagen. Dennoch konnten sie dem Corona-Lockdown bereits in einer relativ frühen Phase entschieden entgegentreten. Dies hat sich auch in den letzten Wochen angesichts der verschärften Corona-Massnahmen wiederholt und es besteht kein Zweifel, dass sich die Zentralbanken auch in Zukunft an ihren erfolgreichen Massnahmen der jüngsten Vergangenheit orientieren werden. Dies zeigt sich am Beispiel der Europäischen Zentralbank (EZB).
In dem Masse, in dem sie im vergangenen Dezember ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2021 nach unten angepasst hat, wurde auch das Anleihenskaufprogramm der EZB erhöht und bis mindestens Ende März 2022 verlängert. Auch andere Massnahmen wurden getroffen, um die Finanzierung der europäischen Wirtschaft langfristig sicherzustellen. Zwar brachte die Januar-Sitzung der EZB keine neuen geldpolitischen Massnahmen, es ist aber davon auszugehen, dass bei einer weiteren Eintrübung der Wirtschaft die EZB ihre Aktivitäten noch einmal intensivieren wird.
Zinsen eignen sich nicht mehr zur Steuerung der Geldpolitik
Wie immer orientieren sich die EZB und andere Zentralbanken dabei an der Grösse ihrer Bilanz. Mit ihr stellen sie sicher, dass sie der Wirtschaft genügend Geldmittel zur Verfügung stellen. Da die Leitzinsen in den wichtigsten Volkswirtschaften bereits so tief sind, dass sie sich nicht mehr zur Steuerung der Länge der Bilanz der Zentralbanken eignen, kaufen die Zentralbanken direkt an den Märkten Finanzinstrumente. Während sich die EZB und die US-Notenbank Fed an den Obligationenmärkten engagieren, kauft die Schweizerische Notenbank (SNB) Fremdwährungen.
Aufgrund der Corona-Pandemie wurden dem Staat von Politik und Öffentlichkeit zusätzliche Aufgaben übertragen. Dazu zählen erhöhte Gesundheitsabgaben, Finanzierungshilfen für Unternehmen oder die Ausweitung von Arbeitslosenhilfen. Finanziert werden diese Aufgaben durch die Emission von Staatsanleihen. Wie gesagt werden diese in der Folge von den verschiedenen Zentralbanken gekauft. Das Ausmass und die Selbstverständlichkeit dieser Aktivitäten führen verschiedentlich zu Stirnrunzeln, weil damit die Verschuldung der Staaten ansteigt.
Es gibt aber keine Anzeichen, dass damit bald Schluss sein wird. Janet Yellen, die neue US-Finanzministerin, hat im Gegenteil angekündigt, dass es angesichts der Corona-Pandemie jetzt nötig sei, von Seiten des Staates Geld auszugeben. Es ist davon auszugehen, dass ein guter Teil dieser Finanzmittel auch in die Aktienmärkte fliessen wird.
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