Wilder Ritt: Trumps Zölle und die Achterbahnfahrt an den Finanzmärkten
Die internationalen Finanzmärkte erlebten im April 2025 heftige Turbulenzen – doch nach Trumps überraschender Kurskorrektur und einer dreimonatigen Zoll-Aussetzung folgte rasch eine Erholung.
29. April 2025

Trumps Zollpolitik führte zu starken Marktschwankungen. Trotz anfänglicher Kursverluste stabilisierten sich die Märkte grösstenteils – ein wilder Ritt. (Bild: Sora (KI))
Die Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten in den letzten Wochen ist in vielerlei Hinsicht ausserordentlich. Den Kursgewinnen vieler Aktien in den ersten Wochen des Jahres 2025 folgten heftige Kursverluste zu Beginn des Monats April. Wie allgemein bekannt, war es die in den Augen vieler Marktbeobachter fehlgeleitete Zollpolitik der US-Regierung unter Präsident Trump, die für grosse Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten sorgte. Vor diesem Hintergrund bleibt festzuhalten, dass die Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft mit einem ursprünglich angedachten Zollsatz von 31 Prozent stärker als viele andere Wirtschaftsregionen und insbesondere höher als die Eurozone (20 Prozent) von den am «Liberation Day» angekündigten Strafzöllen betroffen ist. Klar ist ebenfalls, dass die verwendete Formel für die Berechnung des Zollsatzes, der eine Beziehung herstellt aus Aussenhandelsüberschuss gegenüber den Gesamtexporten, einen etwas sehr einfachen Bezug für ein hochkomplexes System darstellt. Für viele Marktbeobachter waren die Ankündigungen von Präsident Trump anlässlich des «Liberation Day» ein verspäteter und schlechter 1. April-Scherz.
Beruhigung an der Zollfront
Im Verlauf des Monates April ist es allerdings mit Ausnahme von China mit dem Rest der Welt zu einer Beruhigung an der Zollfront gekommen. Dies liegt in erster Linie daran, dass die Regierung Trump nach den heftigen Kursverlusten an den Finanzmärkten und den deutlich gestiegenen Aussichten auf eine Rezession in den USA von einer unmittelbaren Umsetzung des neuen Importzoll-Regimes Abstand genommen und eine dreimonatige Aussetzung proklamiert hat. Was allerdings weiter Bestand haben wird, sind die neuen Grundzölle von 10 Prozent auf sämtliche Importe in die USA. Die Finanzmärkte reagierten gnädig auf diesen neuerlichen Kurswechsel der Regierung Trump und konnten in der Folge in der zweiten Monatshälfte April wieder deutliche Kursgewinne verzeichnen.

Rasche Erholung: die Kurskorrektur anfangs April hat nur kurzen Bestand (USD indexiert (100=31.12.2014)): Die internationalen Finanzmärkte erlebten anfangs April aufgrund der neuen US-Zollpolitik ein Auf und Ab – nach anfänglichen Abgaben folgte rasch eine Erholung. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management, Daten per 25.04.2025)
Ziele der US-Zollpolitik
Bleibt die Frage welches Ziel die Regierung Trump mit ihrer ausgeprägten und doch etwas erratischen Zollpolitik verfolgt. Mit etwas Abstand scheinen zwei Stossrichtungen im Vordergrund zu stehen.
1.) Der Versuch, der schleichenden De-Industrialisierung der USA entgegenzutreten. Wie in allen anderen führenden Industrienationen sind auch in den USA viele produzierende Arbeitsplätze abgewandert. Ersetzt wurden sie durch Stellen im Dienstleistungssektor. In den Augen der Regierung Trump führt dies zu einer erhöhten Abhängigkeit gegenüber dem Ausland und ist deshalb nicht wünschenswert. Für uns Schweizer als Mustervertreter einer kleinen offenen Volkswirtschaft ist diese Angst wohl in den meisten Fällen völlig unbegründet.
Mit den Zöllen sollen die Unternehmen dazu gebracht werden, wieder vermehrt in den USA zu produzieren. Zumindest die Reaktionen vieler Technologie- und Pharma-Firmen, vor allem auch aus der Schweiz, deuten darauf hin, dass sie diesen Ansprüchen aus den USA vermehrt nachkommen wollen. Zumindest sind so die grossen Investitionsankündigungen in den USA von Roche und Novartis über die nächsten Jahre zu interpretieren.
2.) Es ist wohl auch die Absicht der Regierung mit den allfälligen Einnahmen aus den Importzöllen einen Teil des Defizites zu begleichen, auch wenn dies zu einer leichten Reduktion des Wirtschaftswachstums führen wird. Auch wenn die Politik der US-Regierung oft etwas sprunghaft wirkt und für den Fall, dass diese beiden Punkte in der Tat die Hauptstossrichtung der Zollpolitik der Regierung Trump darstellen, lässt sich argumentieren, dass beide Ziele mit den US-Importzöllen Stand Ende April 2025 erreicht werden können. Zum einen haben wir gesehen, dass das Gros der relevanten Firmen und Industrien massive Investitionsprogramme in den USA angekündigt haben. Gleichzeitig werden die Grundzölle auf Importe von 10 Prozent helfen, das US-Staatsdefizit zu lindern.
Auswirkungen auf Unternehmen
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Unternehmensnachrichten für das 1. Quartal 2025 in der grossen Mehrheit besser ausgefallen sind, als dies verschiedentlich befürchtet wurde. In diesem Zusammenhang hat das Gros der Unternehmen aus Europa anlässlich der Veröffentlichung der Quartalszahlen für das 1. Quartal ganz explizit ihre Ziele für das Gesamtjahr 2025 bestätigt. Dies gilt vor allem auch für die klein und mittelkapitalisierten Unternehmen aus der Schweiz. Sie scheinen mit der Struktur ihres Geschäftsmodells den Herausforderungen der US-Importzölle trotzen zu können. Entweder sind die USA ein relativ kleiner Absatzmarkt oder sie haben bereits Produktionsstätten in einer der grössten Volkswirtschaften der Welt.
In der Folge ist es nach den ersten heftigen Kursverlusten an den internationalen Finanzmärkten auch umgehend wieder zu Kursgewinnen gekommen. Die starken Kursbewegungen innerhalb von weniger als einem Monat stellen insbesondere jene Akteure vor eine Herausforderung, die proaktiv auf die neuen Impulse aus den USA reagieren wollten.
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