«Schwarzer Montag» zeigt wenig Wirkung
Die Wirtschaft und die geldpolitischen Entscheidungen bis zum Jahresende sind eingespurt und aufgegleist – der Crash in Japan scheint ein Strohfeuer gewesen zu sein.
28. August 2024
Wie jedes Jahr bildet auch 2024 die Jackson-Hole-Konferenz des Kansas-City-Fed den Startschuss zum letzten Drittel des Jahres an den internationalen Finanzmärkten. Sie markiert das Ende der Sommerferien in den wichtigsten Industrienationen. Mit Beginn des Monats September blickt die Finanzwelt mit Spannung auf das Treffen der wichtigsten Zentralbanker in den Rocky Mountains im Westen der USA. In der Regel ergibt sich aus den Ausführungen der Vertreter der wichtigsten Zentralbanken, in welche Richtung und mit welcher Schlagzahl die Geldpolitik im letzten Drittel des Jahres umgesetzt wird.
Kursverwerfungen im Fokus
2024 stand dieses Treffen ganz im Zeichen der jüngsten Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten und insbesondere der Kursverwerfungen von Anfang August (mehr dazu in der Retonomics-Kolumne). Dabei ist festzuhalten, dass bisher die grossen volkswirtschaftlichen Überraschungen dieses Jahr beinahe vollständig ausgeblieben sind. Ja, die zuletzt veröffentlichten Konjunkturindikatoren deuten auf eine konjunkturelle Abschwächung hin.
Es sind in erster Linie die Unternehmen, die ihre Situation angesichts eines schleppenden Absatzes mit grösserer Vorsicht beurteilen. In der Konsequenz treten sie mit immer grösserer Vorsicht auf dem Arbeitsmarkt auf. Dies führt einerseits zu leicht erhöhter Arbeitslosigkeit (s. Grafik) und andererseits zu einer im Vergleich zu den letzten Jahren unterdurchschnittlichen Lohnentwicklung, die sich ihrerseits negativ auf den privaten Konsum auswirkt.
Zinssenkungen federn ab
Allerdings lassen die in den letzten Wochen veröffentlichten Konjunkturindikatoren den Schluss zu, dass sich diese Abschwächung der Weltwirtschaft in den Augen der allermeisten Beobachter nur sehr langsam manifestiert und von den Zentralbanken mit Zinssatzsenkungen abgefedert werden dürfte. Von Ökonomen wird eine solche Entwicklung als «Soft Landing», also weiche Landung der Wirtschaft beschrieben. Für die Finanzmärkte wiederum ist dies in der Regel ein sehr konstruktives Umfeld, da die grossen Schocks seitens der Finanzmarktvariablen ausbleiben.
In den aktuellen Wirtschaftsnachrichten und den Kommentaren deutet wenig bis nichts darauf hin, dass die Akteure an den Finanzmärkten aktuell ihre Position überdenken müssen. Im Gegenteil: Trotz einiger negativer Überraschungen bei der Unternehmensstimmung oder bei einzelnen Arbeitsmarktindikatoren gibt es auch durchaus positive Signale, wie beispielsweise die zuletzt veröffentlichten Zahlen zum US-BIP-Wachstum. In jedem Fall aber sind die negativen und positiven Überraschungen in ihrem Ausmass nur sehr gering.
Schlagzeilen schrecken auf
In diesem bereits seit Monaten klar etablierten und zugegebenermassen etwas langweiligen Umfeld überrascht es wenig, dass die Horde von Marktbeobachtern periodisch mit grossen Schlagzeilen aufgeschreckt wird. Oft reagieren die Finanzmarktteilnehmer auf solche Nachrichten etwas hysterisch. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es an den Finanzmärkten auch viele Akteure gibt, die von solchen Bewegungen profitieren können – seien es Marktbeobachter, Händler oder Investoren.
In dicken Buchstaben wurde zuletzt das Szenario eines schnellen Absackens der Wirtschaftsaktivitäten (sog. «Hard Landing») oder aber das Szenario einer Stagflation und deren Auswirkung auf die Finanzmärkte thematisiert. Gerade die Situation einer stagnierenden Wirtschaft mit höherer Inflation würde für die Zentralbanken eine grössere Herausforderung darstellen. Es wird argumentiert, dass in einem solchen Umfeld eine aktive Stimulation der Wirtschaft durch Zinssatzsenkungen nur zu weiterer Inflation führen würde. Dennoch gibt es aktuell keine Hinweise für eine solche Entwicklung. In der Folge rechnen wir mit durchaus positiven Märkten bis zum Jahresende.
Unterstützt wird diese Einschätzung auch vom Gros der zuletzt veröffentlichten Unternehmensergebnisse. Diese sind mehrheitlich am oberen Ende der Erwartungen ausgefallen. Dies gilt nota bene auch für viele Unternehmen, die ihre Dienstleistungen direkt den Endkunden erbringen. Eher schwieriger erscheint diese Situation für Unternehmen aus dem Industriesektor, die unter der tieferen Investitionsneigung anderer Firmen leiden.
Luxusbranche leidet stark
Aktuell die schwierigste Zeit durchlaufen die Luxusgüterhersteller. Ihnen fehlen in erster Linie die Aktivitäten der Käuferschaft aus China. Allenfalls könnten der Präsidentschaftswahlkampf in den USA zu erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten führen. Dies dürfte aber weniger die Folge der effektiven Wirtschaftsprogramme sein. Diese sind aktuell noch wenig konkret und wohl auch inhaltlich nur in einigen Punkten unterschiedlich. Beide Kandidaten sind sich denn auch sehr wohl bewusst, dass eine prosperierende Wirtschaft am Anfang und am Ende einer positiven US-Präsidentschaft stehen.
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