Der US-Wahlkampf wirft seine Schatten voraus
Die Präsidentschaftswahl in den USA und ihre wirtschaftspolitischen Implikationen rücken zunehmend in den Vordergrund.
31. Juli 2024
Mit dem Ende der Sommerferien nähern wir uns dem letzten Drittel des Jahres 2024. Während der ersten Monate des Jahres konnten sich die Weltwirtschaft und damit auch die Finanzmärkte gut behaupten. Trotz höherer Zinsen konnten verschiedene Aktienmärkte rund um den Globus wiederholt neue Höchststände verzeichnen. Die Frage stellt sich, welche Themen und Entwicklungen die letzten Monate des Jahres prägen werden. Nicht zuletzt aufgrund der Ankündigung von Joe Biden, dass er als US-Präsidentschaftskandidat nicht mehr zur Verfügung stehe, wurde noch einmal allen Akteuren an den internationalen Finanzmärkten bewusst, dass die Wahl des US-Präsidenten am 5. November 2024 und die damit verbundenen Regierungsprogramme das dominierende Thema für den Rest des Jahres 2024 sein dürften.
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl halten wir fest, dass wir für die Weltkonjunktur nicht die ganz grossen neuen Impulse erwarten. Ja, es mehren sich die Zeichen, wonach es zu einer leichten Abschwächung der Situation auf dem Arbeitsmarkt kommen könnte. Es sind die im Vergleich zu den letzten Jahren weiterhin erhöhten Zinsen und die anhaltenden strukturellen Anpassungen, nicht zuletzt im Zusammenhang mit technologischem Fortschritt, die nicht gänzlich unbemerkt am Arbeitsmarkt vorbeigehen. Auch hält der Preisdruck in einzelnen Bereichen weiter an. Dies lastet auf dem privaten Konsum. Der Effekt bleibt allerdings moderat. Wir sind versucht festzuhalten, dass die geänderten Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt, der Inflation und in der Folge beim privaten Konsum bestenfalls mit der Lupe erkannt werden können.
Wohl am besten sind sie in den Geschäftsmodellen und damit den Quartalszahlen einzelner Unternehmen ersichtlich. Dabei fällt auf, dass die Halbjahreszahlen der verschiedenen börsenkotierten Firmen gut und sogar besser als erwartet ausgefallen sind. Dies gilt gleichermassen für das Gros der produzierenden und der dienstleistungsorientierten Unternehmen. Selbstverständlich gibt es aber auch Sektoren bei denen Abstriche gemacht werden müssen. Besonders auffallend ist dies in unseren Augen bei den meisten Firmen aus dem Bereich der Luxusgüter. Unabhängig davon, ob es sich um Uhren, Schmuck, Kleider oder Autos handelt, bei allen Herstellern von Luxusgütern ähnelt sich die Diagnose: Die Umsatzentwicklung – insbesondere die Wachstumsraten – in allen wichtigen Wirtschaftsregionen können nicht mit der Entwicklung der Vorjahre mithalten. Besonders ausgeprägt ist diese Entwicklung in China.
Die lediglich geringen Anpassungen im konjunkturellen Umfeld, dürften in unseren Augen denn auch zu lediglich geringen Anpassungen der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sorgen. Die Notwendigkeit für neue Impulse seitens der Fiskal- vor allem aber auch der Geldpolitik hält sich in engen Grenzen. Angesichts der erreichten Niveaus der Staatsverschuldung in vielen Ländern ist allenfalls von einer leicht restriktiveren Fiskalpolitik auszugehen. Wie weit sich diese politisch materialisieren lässt, bleibt aber abzuwarten. Höchstwahrscheinlich ist aber, dass es in den nächsten Monaten zu weiteren Zinssatzsenkungen verschiedener Zentralbanken kommen dürfte. Da die Zentralbanken aber in Zinszyklen und nicht in einzelnen Zinsschritten denken, ist mit einer ganzen Reihe von Zinssenkungen zu rechnen. Dies gilt aber nicht nur für die USA. Auch Europa hat sich mit der EZB auf diesen Weg begeben und der Schweiz kommt in diesem Zusammenhang mit den beiden Zinssenkungen der SNB gewissermassen eine Vorreiterrolle zu.
Wie bereits angesprochen findet die US-Präsidentenwahl wie immer in den letzten Jahren, grosse Beachtung an den internationalen Finanzmärkten. Dies scheint sich in den letzten Jahren noch einmal akzentuiert zu haben. Die Kontroversen um die Kandidaten füllen die Medien auch in der Schweiz. Etwas weniger bekannt sind dabei die Programme, mit denen die beiden Kandidaten an den Start gehen und noch weniger Wissen gibt es um die entsprechenden wirtschaftspolitischen Agenden. Das hängt einerseits damit zusammen, dass diese vor den grossen Parteitagen noch gar nicht richtig bekannt sind. Das hängt aber sicher auch damit zusammen, dass gerade auch der aktuelle US-Wahlkampf nicht mit besonders feiner Klinge ausgetragen wird. Schlagworte und Verunglimpfungen dominieren. Auch wenn diese Entwicklung in den nächsten Monaten für erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten sorgen dürfte, ist davon auszugehen, dass die fundamentalen Faktoren auch dieses Mal zu guter Letzt die Oberhand gewinnen werden. Diese bleiben aber wie ausgeführt durchaus konstruktiv und damit positiv für das Gros der Finanzmarktvariablen.
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