Jogging, Yoga und Home-Office: Covid-19 setzt neue Akzente an der Börse
Die Corona-Pandemie hinterlässt Spuren auf den Aktienmärkten: Als Outperformer entpuppen sich die Aktien von Tech-Firmen, Sportartikelherstellern und Heimausstattern.
6. August 2020
Die aus Börsensicht ereignisreichen letzten Wochen brachten wenig neue Einsichten hinsichtlich Konjunktureinschätzung und deren Auswirkung auf die Finanzmärkte. Während verschiedentlich auf die global weiterhin steigenden Zahlen zu Coronavirus-Erkrankungen und allfälligen Massnahmen hingewiesen wird, fallen andererseits die Unternehmenszahlen für das zweite Quartal 2020 grossmehrheitlich besser aus als erwartet. Gerade im Technologiesektor können Unternehmen absolute Rekordabschlüsse ausweisen. So vermeldet beispielsweise Apple für das abgelaufene Quartal eine Umsatzsteigerung von 11 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode auf bemerkenswerte 59,7 Milliarden Dollar. Mit diesem Ergebnis wurden die Markterwartungen von 52,3 Milliarden Dollar um satte 14 Prozent übertroffen. Apple ist nicht das einzige Technologieunternehmen, das die Erwartungen deutlich übertreffen konnte.
Digitalisierung setzt sich durch
Das Beispiel Apple zeigt, dass sich die Corona-Pandemie nicht ausschliesslich negativ auf die Geschäftsergebnisse auswirkt. Wie dies erwartet werden konnte, führt die Covid-19-Krise viel eher zu einer Akzentuierung von langfristigen Trends. Die Digitalisierung ist einer davon. Eine baldige Umkehr dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Im Gegenteil: Home-Office, Videokonferenzen oder Internet-Shopping sind in der Zwischenzeit bei der breiten Bevölkerung angekommen und werden wohl auch in Zukunft aktiv genutzt. Von dieser Entwicklung können aber auch andere Technologieanbieter profitieren. Dass sich diese Entwicklung positiv auf die Aktienbewertung dieser Unternehmen auswirkt liegt auf der Hand.
Der Technologiesektor ist allerdings nicht der einzige Sektor, der gute Nachrichten vermelden kann. Auch einzelne Sportartikelhersteller konnten von einem im Zusammenhang mit Corona grundsätzlich veränderten gesellschaftlichen Verhalten profitieren. Die Aktie des kanadischen Anbieters von Lauf- und Yoga-Bekleidung Lululemon beispielsweise erreichte Ende Juli einen neuen historischen Höchstkurs. Dieser liegt um rund 43 Prozent höher als der Jahresschlusskurs 2019. Gegenüber den Tiefstwerten des Jahres 2020 von Mitte März hat sich der Kurs dieses Titels sogar mehr als verdoppelt.
Der stärkere Fokus auf die eigenen vier Wände hat sich aber auch für andere Unternehmen deutlich positiv ausgewirkt. Nicht zuletzt aufgrund des bereits beschriebenen Home-Office wurde und wird hier weiter stark investiert.
Tourismus leidet
Während also in Corona-Zeiten Individualisierung gross geschrieben wird, sind Veranstaltungen mit grossen Menschenmassen im aktuellen Umfeld wenig attraktiv. Dies gilt für Kultur- und Sportveranstaltungen gleichermassen. Vor allem hat dies aber auch Auswirkungen auf den Tourismus. Der internationale Tourismus findet 2020 nicht wie gewohnt statt. Dies trifft auch die Schweiz hart. Allerdings ist erstens die Wertschöpfung des Tourismus am Gesamt-BIP der Schweiz überschaubar. Angesichts der Tatsache, dass zweitens die Familie Schweizer einen guten Teil der Ferien im eigenen Land verbringt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht klar, wie weit die fehlenden Touristen aus dem Ausland kompensiert werden können. Die nächsten Wochen werden auch zu dieser Frage Antworten bringen.
Auch wenn das Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie für viele ein ganz schwieriges Jahr ist, lässt sich grundsätzlich festhalten, dass es auch in diesen Zeiten durchaus positive Wirtschaftsnachrichten zu vermelden gibt. Es sind sogar wohl mehr, als dies noch vor Wochen erwartet wurde. Eine Differenzierung der Beurteilung ist deshalb notwendig. Dies gilt gleichermassen für Unternehmen als auch für Investoren an den Finanzmärkten. Wer sich nicht engagiert, verpasst Opportunitäten. Ein Abseitsstehen ist auch dieses Jahr keine Lösung. Allerdings gilt es gerade auch für Investoren ihre Portfolios entsprechend zu strukturieren. Zu guter Letzt ist festzuhalten, dass die aktuell höheren Aktienbewertungen mehr sind als nur eine von den Zentralbanken getriebene Blase.
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