Die stille Gefahr hinter den Mega-Anleihe-Emissionen der KI-Giganten

Die Rekordsummen, die grosse Tech- und KI-Firmen derzeit am Anleihenmarkt aufnehmen, könnten sich schneller als gedacht als Risiko für Anleger entpuppen.

3. Dezember 2025

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Sogenannter «Hyperscaler» in Eemshaven (NL): Für den Bau riesiger Datencenter verschuldet sich die Technologie-Industrie derzeit im ganz grossen Stil. (Bild: Adobe Stock)

In den vergangenen Monaten haben grosse Technologie- und KI-nahe Unternehmen enorme Summen am Kapitalmarkt aufgenommen. Alphabet, Meta, Amazon und Oracle haben seit September 2025 zusammen fast USD 90 Milliarden an neuen Anleihen ausgegeben – ein aussergewöhnlicher Schritt, denn normalerweise finanzieren diese Konzerne ihre Investitionen aus dem eigenen Cashpolster. 

Der Grund für die Kreditaufnahme: Der Aufbau von KI-fähigen Rechenzentren verschlingt Milliarden, während die Gewinne aus diesen Investitionen erst in der Zukunft erwartet werden. Genau hier beginnen die Risiken. Wenn ein Unternehmen heute riesige Summen leiht, aber die erhofften Erträge ausbleiben oder später kommen, kann das mittelfristig zu finanziellen Engpässen führen. Und je höher die Schuldenlast, desto teurer und schwieriger wird jede künftige Refinanzierung.

Ein deutliches Warnsignal kommt aus dem Markt für Kreditausfallversicherungen. So ist der CDS von Oracle auf den höchsten Stand seit 2022 gestiegen – ein Hinweis darauf, dass Investoren das Risiko eines Zahlungsausfalls höher einschätzen als noch vor wenigen Monaten. Solche Bewegungen spiegeln die Sorge von Anlegern, dass die hohen Investitionen in KI zwar notwendig sind, aber nicht sofort stabile Erträge erzeugen.

Grafik Oracle

Die Risikoprämien für Kreditausfälle sind deutlich angestiegen (Entwicklung in Basispunkten): Eine Kreditausfallversicherung (=Credit Default Swap, CDS) auf eine 5-jährige Anleihe des US-Tech-Unternehmens Oracle kostet mehr 120 Basispunkte oder 1,2 Prozent. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management; Daten per 01.12.2025)

Ganzes Anleihensegement betroffen

Gleichzeitig zeigt sich, dass die vielen neuen Anleihen das gesamte Anleihensegment belasten können. Wenn zu viel Angebot auf einmal auf den Markt trifft, steigen die Kreditspreads, also die Risikoaufschläge. Das drückt die Preise bestehender Anleihen – auch jener von eigentlich soliden Unternehmen. 

Was bedeutet das für Anleger? Erstens: Tech-Anleihen sind nicht automatisch sicher, nur weil die Namen gross und bekannt sind. Zweitens: In einem Sektor, der gerade viel Kapital verschlingt und noch keine klaren Gewinne aus KI sieht, ist Diversifikation besonders wichtig. Wer sein Anleihen-Portfolio zu stark auf Technologie ausrichtet, riskiert, von steigenden Spreads oder unerwarteten Liquiditätsproblemen einzelner Emittenten getroffen zu werden.

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