Rohstoffe, Halbleiter und Handelsmacht: Chinas Vorteile im neuen Welthandel
Die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen stellt für die USA ein zentrales Risiko bei der Rückverlagerung technologischer Produktion in die Vereinigten Staaten dar.
28. Mai 2025

Die von der Regierung Trump angestossene Neuordnung der Welthandelsströme bringt eine Vielzahl neuer Entwicklungen mit sich, deren gesamtes Ausmass derzeit noch kaum abschliessend beurteilt werden kann. Klar ist jedoch: Die internationalen Lieferketten geraten zunehmend unter Druck – und zentrale Produktionsfaktoren rücken in den Mittelpunkt geopolitischer Interessen. Die USA importieren heute eine breite Palette von Gütern: von Alltagsprodukten mit geringer Wertschöpfung wie Kleidung und Schuhen bis hin zu hochspezialisierten Maschinen und Präzisionsteilen, die in komplexe Produktionsprozesse eingebunden sind. Wie viele dieser Teile künftig zu welchem Preis weiterhin nachgefragt und geliefert werden, hängt wesentlich davon ab, wie leicht sie ersetzbar sind. Gerade bei technologisch anspruchsvollen Komponenten, etwa in der Halbleiterproduktion, ist eine kurzfristige Umstellung kaum möglich.
Entlang der globalen Wertschöpfungsketten gibt es zahlreiche Elemente, die weder einfach austauschbar noch beliebig verfügbar sind. Das gilt insbesondere auch für zentrale Rohstoffe. Nicht alle natürlichen Ressourcen sind überall auf der Welt vorhanden. Die Schweiz kennt diese Realität nur zu gut, verfügt sie doch traditionell nur über eine begrenzte Auswahl an natürlichen Ressourcen. Wer diese nicht besitzt, ist auf Importe angewiesen – und damit auf die Preisbildung am Weltmarkt. Wie das Beispiel Öl zeigt, kann diese stark von politischen Faktoren beeinflusst sein. Auch die USA sind in vielen Bereichen auf solche natürlichen Ressourcen angewiesen.
Das gilt besonders für die Produktion moderner Technologien. Für die Fertigung von Halbleitern etwa sind bestimmte Metalle und Erden unverzichtbar. Weitgehend bekannt ist, dass China im Bereich der sogenannten «seltenen Erden» mit rund 70 Prozent der weltweiten Förderung eine dominante Stellung einnimmt. Die USA verfügen mit etwa 10 Prozent zwar über eigene Vorkommen, sind aber bei anderen wichtigen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt oder Nickel weitgehend auf Importe angewiesen. Diese Abhängigkeiten spielen eine zentrale Rolle in den aktuellen Diskussionen rund um neue Handelsabkommen und Zölle. Sollte es der US-Regierung gelingen, Produktionsstätten für Halbleiter oder andere Hightech-Komponenten zurück ins eigene Land zu holen, so bleibt sie dennoch auf den globalen Zugang zu diesen Rohstoffen angewiesen. Eine echte Unabhängigkeit von China – oder anderen rohstoffreichen Staaten – ist kurzfristig kaum realisierbar.
Diese Erkenntnis dürfte in den vergangenen Wochen auch auf der politischen Agenda in Washington weit oben gestanden haben. Denn wer die Kontrolle über die Rohstoffe hat, kontrolliert einen entscheidenden Hebel in den Lieferketten. China wird dies in den Verhandlungen mit den USA entsprechend einsetzen. Einfacher ist es für die USA, die Produktion von weniger wertschöpfenden Industrien ins Land zurückzuholen. Ob es jedoch sinnvoll ist, bleibt fraglich. Solche Industrien benötigen Kapital, bringen aber nur wenig Ertrag – eine Rechnung, die in einer entwickelten Volkswirtschaft langfristig nicht aufgeht.
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