KI und Arbeitsmarkt: Flexibel bleiben und Potenziale nutzen
Digitalisierung und künstliche Intelligenz erreichen die Realwirtschaft. Eine Einschätzung der Veränderungspotenziale aus der Makroperspektive.
1. Oktober 2025

«Klar ist hingegen, dass KI für verknöcherte Wirtschaftsregionen mit unflexiblen Strukturen eine grössere Herausforderung darstellt als für agile Regionen mit schneller Anpassungsfähigkeit an veränderte Bedürfnisse auf dem Arbeitsmarkt.»
Makroökonomisch scheint die Sache klar: Der immer breitere Einsatz neuer Technologien und insbesondere von künstlicher Intelligenz (KI) dürfte die wirtschaftliche Produktivität und damit das Potenzialwachstum der Wirtschaft insgesamt deutlich erhöhen. Aber es ist trotzdem kaum möglich, den genauen Effekt im Voraus zu quantifizieren.
Das gilt besonders für die Arbeitsproduktivität, also den Einsatz des Produktionsfaktors Arbeit zur Erbringung von Gütern und Dienstleistungen. Häufig wird die Meinung vertreten, dass KI künftig einen wesentlichen Teil der Leistungen übernehmen kann, die bisher von Menschen erbracht wurden. Dies wird auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben.
Vormarsch des Computers in allen Lebens- und Arbeitsbereichen
Vor allem repetitive Aufgaben dürften zunehmend von Maschinen übernommen werden. Gleichzeitig eröffnet dies aber auch Chancen für neue Tätigkeiten: Menschen werden stärker in die Lage versetzt, komplexe Systeme zu steuern und weiterzuentwickeln. Grundsätzlich ist es eine erfreuliche Entwicklung, wenn monotone Anforderungen durch umfassendere Aufgaben ersetzt werden.
Es ist zudem nicht das erste Mal in den vergangenen Jahrzehnten, dass sich die Arbeitsmärkte grosser Veränderungen stellen mussten – und sie auch meistern konnten. Ein Beispiel hierfür ist der Vormarsch des Computers in allen Lebens- und Arbeitsbereichen. Tatsache bleibt jedoch, dass sich die Anforderungen an Arbeitskräfte immer schneller verändern.
Ein spannendes Gedankenexperiment besteht darin, die veränderten Anforderungen an die Arbeitskräfte und damit an die Arbeitsmärkte insgesamt mit der bestehenden Struktur der jeweiligen Arbeitsmärkte zu vergleichen. Stichworte wie Arbeitsmarktflexibilität und Ausbildung drängen sich in diesem Zusammenhang auf.
Schutz bietet gezielte Aus- und Weiterbildung
Ein einfacher Indikator für Flexibilität könnte beispielsweise die Frage sein, wie gross der Anteil der Beschäftigten ist, die seit mehr als 20 Jahren beim gleichen Arbeitgeber tätig sind, verglichen mit dem Anteil jener, die erst seit weniger als einem Jahr in ihrer Position arbeiten. Dabei zeigt sich, dass es deutliche Unterschiede gibt: Während in den USA der Anteil der Beschäftigten mit kürzerer Anstellung deutlich höher ist als jener der Langzeitbeschäftigten, verhält es sich in Europa und insbesondere in Südeuropa genau umgekehrt.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch festzuhalten, dass jeder Stellenwechsel zusätzliche Kosten verursacht und dass veränderte Anforderungen teilweise durch Bildungsinstitutionen oder durch das individuelle Lernverhalten abgefedert werden können. Ob dies jedoch ausreicht, um die Veränderungen vollständig zu kompensieren, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschliessend beantworten.
Klar ist hingegen, dass KI für verknöcherte Wirtschaftsregionen mit unflexiblen Strukturen eine grössere Herausforderung darstellt als für agile Regionen mit schneller Anpassungsfähigkeit an veränderte Bedürfnisse auf dem Arbeitsmarkt. Der beste Schutz bietet wohl gezielte Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte. Volkswirtschaften und Unternehmen, die heute in Technologie und Humankapital investieren, schaffen die Basis, um von den Chancen der laufenden Innovationswelle zu profitieren.
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