Platzt die Tech-Blase oder platzt sie nicht?
Die Technologie-Dominanz auf den internationalen Aktienmärkten steigt weiter. Anleger schützen sich mit Diversifikation am besten vor Verlustrisiken.
30. Oktober 2025

Kurzfristiges «Buy» und «Sell» endet häufig darin, dass Anleger lange gar nicht mehr investiert sind. Stattdessen sollte man ein Portfolio breit diversifizieren – mit verschiedenen Anlageklassen, Regionen und Sektoren. (Bild: Adobe Stock (KI))
Das Börsenjahr 2025 nähert sich mit schnellen Schritten seinem Ende. Bis zum Thanksgiving-Wochenende in den USA – also noch für rund einen Monat – ist weiterhin mit hoher Liquidität an den internationalen Finanzmärkten zu rechnen. Erst im Dezember dürfte die Liquidität deutlich sinken, was zu einem zunehmend technisch geprägten Handel führen wird. Viele Anleger stellen sich daher die Frage, wann und wie sie sich positionieren sollen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Aktienmärkte in den letzten Wochen mehrfach neue Höchststände erreicht haben.
Ausgeprägter als bei Dotcom-Blase
Im Fokus standen dabei erneut die grossen US-Technologiewerte. Nach zwischenzeitlichen Rückschlägen im zweiten Quartal 2025 konnten sie in den vergangenen Wochen wieder deutliche Kursgewinne verzeichnen. Schon mehrfach haben wir an dieser Stelle auf die zunehmende Bedeutung dieser Titel für die internationalen Finanzmärkte hingewiesen. Ihr Einfluss lässt sich leicht mit einigen Kennzahlen belegen: Rund 65 Prozent – also etwa zwei Drittel – der weltweiten Börsenkapitalisierung entfallen auf US-Aktien.
Innerhalb des US-Marktes haben Technologiewerte inzwischen einen Anteil von über einem Drittel an der gesamten Aktienmarktkapitalisierung – mehr als während der Dotcom-Blase. Besonders bemerkenswert ist, dass die zehn höchstkapitalisierten Titel an der Nasdaq aktuell rund 40 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung dieses Index ausmachen. Anfang 2017 lag dieser Anteil noch bei rund 17 bis 18 Prozent, während er zur Zeit der Dotcom-Blase bei etwa 25 Prozent lag.

Anteil US-Aktien am MSCI-World-Aktienindex (in Prozent): In den vergangenen zehn Jahren hat der Anteil von US-Titeln im Weltaktienindex MSCI World deutlich zugenommen. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management; Daten per 27.10.2025)
Warnung des Währungsfonds
Diese Entwicklung hat mehrere Folgen. Erstens steigen die Konzentrationsrisiken in vielen Aktienportfolios deutlich. Zweitens nehmen auch die konjunkturellen Risiken zu. So hat Gita Gopinath, die frühere Chefökonomin des Internationalen Währungsfonds IWF, in einem Artikel davor gewarnt, dass eine grössere Korrektur an den Finanzmärkten aufgrund dieser Konzentrationsrisiken einen erheblichen Teil der Vermögen von US- und auch globalen Investoren vernichten könnte.
Das würde den privaten Konsum in vielen Volkswirtschaften belasten – und dies zu einem Zeitpunkt, in dem die US-Staatsfinanzen durch die «Big Beautiful Bill» von Präsident Trump ohnehin stark beansprucht sind und die Verschuldung weiter steigt. Auch der geldpolitische Handlungsspielraum wird mit jeder Zinssenkung kleiner. Die Risiken für Finanzinvestoren und Volkswirtschaften nehmen also gleichermassen zu.
Keine Alarmsignale
Was bedeutet das für Anleger? Trotz der genannten Risiken gibt es gute Gründe für die aktuelle Bewertung an den internationalen Aktienmärkten. Erstens liegen die Bewertungen ausserhalb des Technologiesektors, auch in den USA, nicht auf aussergewöhnlich hohen Niveaus. Zweitens haben viele Unternehmen zuletzt solide Geschäftsergebnisse vorgelegt – besonders im Technologiesektor.
In den USA haben zahlreiche Firmen die Einführung der Importzölle genutzt, um ihre Verkaufspreise zu erhöhen, was zu höheren Margen und damit zu besseren Ergebnissen führte. Drittens lässt sich derzeit nur schwer abschätzen, welches zusätzliche Wachstumspotenzial der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) eröffnet. Sicher ist jedoch, dass daraus langfristig positive Effekte entstehen dürften. Viertens zeigen sich auch konjunkturell bislang keine Anzeichen für eine baldige Abschwächung. Insgesamt spricht also vieles dafür, dass die Aktienkurse weiter steigen können.
In der Anlagepolitik gilt es, beide Seiten zu berücksichtigen: Chancen und Risiken. Aus unserer Sicht ist dies ein Umfeld, in dem Risikomanagement eine zentrale Rolle spielt. Für private Anleger bedeutet das vor allem eine bewusste und breit angelegte Diversifikation über Regionen, Sektoren und Einzeltitel. Weniger sinnvoll erscheint hingegen der Versuch, durch kurzfristige Kauf- und Verkaufsentscheide den Markt zu «timen». Solche Strategien führen selten zu besseren Ergebnissen – häufig sind Anleger dann zu lange gar nicht mehr investiert.
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30. Oktober 2025
«Eine breite Diversifikation tut Not»
Die Finanzmärkte bewegen sich bis Ende 2025 in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite gut laufende Unternehmen mit positiven Überraschungen an der Ergebnisfront. Auf der anderen Seite eine mögliche Börsenkorrektur mit potenziellen Folgen für die Gesamtwirtschaft. «Wir sehen zwar keine Blase, aber eine breite Diversifikation tut Not», sagt Reto Huenerwadel, Leiter des HBL Asset Managements, im Video.
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