Künstliche Intelligenz, Trump und Europa geben den Takt vor

2025 war ein gutes Jahr für die Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten. Eine Rückschau mit Ausblick.

3. Dezember 2025

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Artificial Intelligence oder AI – auch im ausklingenden Jahr 2025 hielt künstliche Intelligenz die Finanzmärkte auf Trab. (Bild: Bild: Igor Omilaev / Unsplash)

Viel ist passiert 2025! Politisch stand das ausklingende Jahr im Zeichen von US-Präsident Donald Trump. Mit seinen Entscheidungen erwischten der US-Präsident und seine Regierung die Finanzmarktakteure wiederholt auf dem falschen Fuss. Dies ist im Rückblick bemerkenswert, denn sämtliche der getroffenen Massnahmen wurden im Wahlkampf in ähnlicher Art und Weise bereits thematisiert. 

Dennoch dachten offensichtlich viele Marktteilnehmende, dass diese Massnahmen in der im Wahlkampf kommunizierten Form nicht umgesetzt werden. Vor allem war aber wohl die Tonalität in der Kommunikation der entsprechenden Entscheidungen für die Finanzmarktakteure gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig. Das Musterbeispiel der letzten Monate war dabei der mit viel Brimborium angekündigte «Liberation Day» also der Befreiungstag vom 2. April.

Auch wenn die zu jenem Zeitpunkt angekündigten Importzölle nur kurze Zeit Bestand hatten und im Falle der Schweiz in weniger als neun Monaten bereits wieder zwei Mal angepasst wurden, war die Ankündigung das wohl wichtigste Ereignis des letzten Jahres für die internationalen Aktienmärkte. Die kaum wissenschaftlich fundierten US-Importzölle waren ein Erdbeben für die Aktienmärkte. Die Frage stellte sich, welche Unternehmen besonders unter dieser Entwicklung leiden und wer schlussendlich für diese Zölle aufkommen muss.

Rund ein Dreivierteljahr später wissen wir, dass es in erster Linie die US-Konsumenten sind, die für die Zölle aufkommen müssen. Eine ähnliche Entwicklung war zu erwarten. Folglich bleibt die US-Inflation trotz verschiedener Massnahmen im Jahr 2025 auf verhältnismässig hohen Werten. Dies belastet vor allem die Haushalte mit tieferen Einkommen in den USA. In der Zwischenzeit wissen wir auch, dass Importzölle kein unüberbrückbares Hindernis für die meisten Unternehmen darstellt und einige US-Firmen die geringere Konkurrenz benützt haben, um ihre Preise entsprechend anzuheben. Ein konjunktureller Einbruch hat aber weder in den USA noch im Rest der Welt aufgrund der Importzölle stattgefunden.

Fed-Chef agiert zögerlich

Wenig neue Impulse brachte das letzte Jahr in Sachen der Geldpolitik. Die wichtigsten Zentralbanken haben mehr oder weniger an der Geldpolitik der letzten Jahre festgehalten. Allenfalls wurden sie im Zuge leicht steigender Arbeitslosenraten etwas expansiver. Vorneweg ist dabei die schweizerische Nationalbank (SNB) unter Martin Schlegel gegangen. Sie hat im Verlaufe der letzten Monate ihre Leitzinsen auf Null gesenkt. Die Schweiz ist damit aber das einzige Land, in dem die Zinsen wieder in der Nähe der historischen Tiefststände angekommen sind. Die EZB und die US-Fed haben in den letzten Monaten zögerlich die Zinsen gesenkt. Eine Entwicklung die der politischen Führung in den USA ein Dorn im Auge war. Trotz persönlicher Verunglimpfungen durch Präsident Trump hat Fed-Chef Jerome Powell nur sehr zögerlich die Leitzinsen gesenkt. Auch zum Ende des Jahres 2025 verharren diese trotz zweier Zinssatzsenkungen von je 25 Basispunkten auf Niveaus von rund 4 Prozent. Weitere Zinssatzsenkungen stehen deshalb an.

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Internationale Börsenindizes 2025 im Vergleich (indexiert (in CHF, 100 = 01.01.2025); Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management; Daten per 01.12.2025)

Börsen auf Höchstständen

Gleichzeitig bleiben die langfristigen wirtschaftlichen Trends intakt. Die Arbeitslosenzahlen verharren auf tiefen Werten. Besonders erfreulich ist dabei die Entwicklung in der Peripherie von Europa. In der Kombination ergab sich deshalb in den letzten zwölf Monaten ein grundsätzlich konstruktives Börsenumfeld. Trotz erhöhter Volatilität vermochten viele der wichtigsten Leitindizes neue Höchststände zu erklimmen. 

Im Fokus standen dabei für einmal die europäischen Börsen. Sie konnten aus unterschiedlichsten Gründen deutliche Kursgewinne erzielen. 1) So war und ist die Bewertung vieler europäischer Aktien günstig. 2) Als Reaktion auf die US-Politik haben sich viele europäische Regierungen in Rekordzeit zu grossen Investitionsprogrammen durchgerungen. Im Fokus stehen dabei die Verteidigung aber auch Investitionen in Infrastrukturprogramme. 3) Da das Gros der börsenkapitalisierten Unternehmen aus Europa auch in den USA produzieren, waren zu guter Letzt auch die neuen US-Importzölle kein grösseres Hindernis.

Im Gegenteil: Über die letzten neun Monate vermochten viele Unternehmen mit ihren Ergebnissen die Finanzmärkte positiv zu überraschen. Einzig die grosskapitalisierten Unternehmen aus den USA bleiben auch zum Jahresende unter ihren Höchstkursen. Da allerdings auch diese Unternehmen im Schatten der neu eingeführten Importzölle mit ihren Ergebnissen positiv überraschen konnten, rechnen viele mit konstruktiven Märkten bis Ende 2025.

Bleibt die Technologisierung, die das Geschehen an den Kapitalmärkten dominiert. Über die letzten zwölf Monate war künstliche Intelligenz (KI) das taktgebende Thema an den Aktienmärkten. Während die grossen Technologiekonzerne ihre Cloud-Infrastruktur mit Milliarden weiter auf KI trimmen, profitieren in erster Linie die grossen Chip-Hersteller von dieser Entwicklung. Zum Jahresende 2025 stellen sich dabei immer mehr Investoren die Frage, ob und in welchem Masse sich diese riesigen Investitionen in Zukunft rentabilisieren lassen. Trotz höherer Volatilität aufgrund erhöhter politischer Einflussnahme war 2025 wiederum ein gutes Jahr für die internationalen Finanzmärkte. Die gewachsene Skepsis vieler Investoren über die Nachhaltigkeit der aktuellen Entwicklung hat aber auch dazu geführt, dass Gold und andere Edelmetalle im Verlaufe des Jahres stark an Wert gewonnen haben.

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