Geldpolitik dominiert Weltpolitik auch zur Jahresmitte 2025
Mit der Bombardierung des Iran eröffnet sich eine neue Front im Nahen Osten. Auf die Finanzmärkte hat dies aber wenig Einfluss. Geldpolitische Themen wiegen schwerer.
2. Juli 2025

Für die USA hat sich zuletzt wortwörtlich eine neue Front eröffnet. Es sind dies die militärischen Operationen gegen das Atomprogramm des Iran. (Bild: Adobe Stock)
Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2025 beschäftigen die Akteure an den Finanzmärkten weiterhin die US-Importzölle, die etwas gewöhnungsbedürftige Verhandlungstaktik der US-Regierung unter Donald Trump, mögliche Gegenmassnahmen der jeweiligen «Verhandlungspartner» und deren Auswirkungen auf die verschiedenen Volkswirtschaften. Diese Themen haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Geldpolitik. Mehrheitlich wird aufgrund des reduzierten Wirtschaftswachstums mit weiteren Zinssatzsenkungen rund um den Globus gerechnet. Dies gilt insbesondere für die USA, wo gerade die Stimmungsindikatoren unter Druck stehen.
Für die verschiedenen Zentralbanken gilt es dabei, den inflationären Tendenzen Rechnung zu tragen, die sich aus der aktivistischeren Wirtschaftspolitik der verschiedenen politischen Würdenträger ergeben. Neben diesen an den Finanzmärkten in den letzten Wochen bereits episch diskutierten Einflüssen hat sich zuletzt für die USA wortwörtlich eine neue Front eröffnet. Es sind dies die militärischen Operationen gegen das Atomprogramm des Iran. Mit noch nie gesehener Intensität haben dabei Israel und in einer zweiten Phase auch die USA die verschiedenen Stätten der Uranproduktion des Iran mit Luftschlägen anvisiert.

US-Dollar im Abwärtstrend (USD in CHF): Während USD zu Beginn 2025 noch auf einem Wert von über 0.90 CHF gehandelt wurde, liegt der Wechselkurs aktuell unter 0.80 CHF. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management. Daten per 30.06.2025)
Flächenbrand ausgeblieben
Verschiedentlich wurden an den Finanzmärkten in diesem Zusammenhang Sorgen geäussert, dass es zu einem politischen Flächenbrand kommen könnte und sich andere Grossnationen wie Russland oder China in den Konflikt einschalten könnten. Zumindest bis Redaktionsschluss haben sich diese Sorgen nicht materialisiert.
Nach einer ersten Phase der Unsicherheit sind die Finanzmärkte zum Courant normal übergegangen. Dies überrascht wenig, gärt der Konflikt zwischen dem Iran und Israel respektive den USA doch seit mehreren Jahrzehnten. Ebenso lange haben die beiden Parteien und das Ayatollah-Regime des Iran erfolglos versucht ihre Position in der Region, aber auch bei den anderen politischen Weltmächten, breiter abzustützen. Es würde überraschen, wenn sich diese politische Dynamik gerade jetzt ändern sollte.
Nicht ganz überraschend war der Besuch der arabischen Golfregion, eine der ersten ausländischen Missionen der Regierung Trump, vorgängig zum Beschuss des Iran. Entsprechend gering ist die Unterstützung des Iran in dieser Region. Russland und China dagegen haben andere Themen, die es für sie wenig interessant machen, sich in diesen Konflikt zu involvieren. So bindet der Konflikt Russlands mit der Ukraine sehr viele Ressourcen. Auch mehren sich die Meldungen, wonach sich die Konjunktur in Russland zunehmend schwierig darstellt. Neben den immensen Ausgaben für den Krieg sind es in erster Linie auch die Sanktionen vieler westlicher Nationen, die sich zunehmend negativ bemerkbar machen.
China wiederum versucht seit Monaten mehr oder weniger erfolgreich und mit immer grösseren Finanzspritzen seine Binnenwirtschaft und insbesondere den Immobilienmarkt wieder in die Spur zu bekommen. Die in Aussicht gestellten gegenseitigen Strafzölle zwischen den USA und China helfen da wenig. Im Gegenteil: Bei einer Beurteilung der politischen Initiativen scheint es China aktuell wichtiger mit den USA ein Handelsabkommen abzuschliessen, als den Iran zu unterstützen.
Zinsen auf relativ hohem Niveau
In der Folge hat sich das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten denn auch relativ schnell beruhigt. Der Blick der Finanzmarktakteure hat sich wieder schnell den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zugewendet. Dabei fällt auf, dass bis auf die Schweiz Zinsen auf verhältnismässig hohen Niveaus verharren. Dies gilt auch für die USA. Bereits seit mehreren Wochen versucht die Regierung Trump erfolglos Druck auf die Fed auszuüben, sie solle die geldpolitische Gangart lockern.
Aber nicht jede Senkung der Zinsen am kurzen Ende der Zinskurve ist gleichbedeutend mit einem Absinken der Zinsen am Kapitalmarkt. Eine zu expansive Geldpolitik könnte viel mehr Inflationsängste und damit ein Ansteigen der Kapitalmarktzinsen nach sich ziehen. Dennoch erachten es viele Finanzmarktteilnehmer als wahrscheinlich, dass in der zweiten Jahreshälfte Zinssatzsenkungen in den USA anstehen.
Schweiz: Deflationäre Tendenzen
Diese Erwartung lastet aktuell schwer auf dem Greenback. Dabei verliert der USD insbesondere gegenüber dem EUR, aber auch dem CHF beständig an Wert. Während USD/CHF zu Beginn des Jahres 2025 noch auf einem Wert von deutlich über 0.90 gehandelt wurde, liegt der Wechselkurs aktuell unter 0.80. Innerhalb von weniger als sechs Monaten hat sich also der Schweizer Franken gegenüber dem USD um über 10 Prozent aufgewertet.
Dies ist für Produzenten, Konsumenten, aber auch für Investoren eine Hausnummer, die zu einer Neubeurteilung der jeweiligen Aktivitäten führen muss. Klar ist, dass eine vergleichbare Wechselkursentwicklung mit klar inflationären Entwicklungen in den USA und einem deflationären Trend in der Schweiz gleichzusetzen ist.
Konkret bedeutet dies für die Schweiz, dass höhere Inflationsraten bis auf Weiteres kein Thema sein dürften. Angesichts der Aufwertung der Währung allerdings dürfte die SNB nicht umhinkommen, die Zinsen weiter senken zu müssen. Dies wäre dann wiederum gleichbedeutend mit negativen Geldmarktzinsen in der Schweiz.
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