Eine Preiskorrektur auf dem Immobilienmarkt ist nicht zu erwarten

Ein starker Schweizer Franken und geopolitische Unsicherheiten zwingen die SNB zu weiteren Zinssenkungen – mit weitreichenden Folgen für Sparer, Schuldner und den Immobilienmarkt.

28. Mai 2025

Eine Preiskorrektur auf dem Immobilienmarkt ist nicht zu erwarten

Eine Immobilienvision von Zürich nach dem Muster der generativen KI – die Nachfrage nach Immobilien dürfte in der Schweiz hochbleiben. (Bild: Adobe Stock (KI))

Über weite Teile des zweiten Quartals war der Blick der internationalen Finanzmärkte auf die USA und die Wortmeldungen der neuen US-Regierung unter dem Präsidenten Donald Trump gerichtet. Nach Wochen mit unterschiedlichsten und oft gegenläufigen neuen Impulsen, sind die langfristigen Auswirkungen bemerkenswert gering ausgefallen.

Dies liegt im Wesentlichen daran, dass die angekündigten Massnahmen unter dem Strich verhältnismässig moderat ausfallen und die Absichtserklärungen sehr vage formuliert sind. In Kombination mit in weiten Teilen besser als erwarteten Unternehmensergebnissen für das erste Quartal 2025 war dies eine gute Nachricht für die verschiedenen Finanzmarktaktiva und insbesondere die Bewertungen der wichtigsten Aktienindizes. Weiterhin fällt überraschend auf, dass insbesondere die US-lastigen Finanzmarktanlagen besonders stark gelitten haben. Seien es die US-Aktien, die Bewertungen der amerikanischen Staatspapiere oder auch der USD – sie alle mussten in den letzten Wochen deutliche Rückschläge hinnehmen. Es lässt sich also festhalten, dass die Wortmeldungen von Präsident Trump und seiner Regierung keinesfalls als Zeichen der Stärke interpretiert werden.

In diesem stärker politisierten Umfeld muss auch die Schweiz als Lehrbeispiel einer kleinen offenen Volkswirtschaft ihre wirtschaftliche Rolle neu finden. Im Gegensatz zu vielen anderen Volkswirtschaften kann sie sich gegenüber der US Regierung nicht als wichtiger Exportmarkt positionieren. Aufgrund der unterschiedlichen Grössenverhältnisse ist eine ausgeglichene Aussenhandelsbilanz zu den USA ein Ding der Unmöglichkeit. Kommt erschwerend hinzu, dass der Schweizer Franken gemäss der Statistik der Bank für internationalen Zahlungsverkehr (BIZ) zu den weltweit am meisten gehandelten Währungen gehört und das, obwohl die Schweiz gemessen am Bruttoinlandprodukt lediglich die weltweit 20-grösste Volkswirtschaft der Welt ist.

Vor diesem Hintergrund ist der CHF im Zuge der globalen Marktunsicherheiten und in seiner Funktion als sicherer Hafen in den letzten Monaten und Quartalen tendenziell stärker geworden. Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt diese Situation eine besondere Herausforderung dar. Auch wenn der Aussenwert des CHF kein explizites geldpolitisches Ziel für die SNB darstellt, hat sie unter der neuen Führung von Martin Schlegel in den letzten Monaten wiederholt darauf hingewiesen, dass sie die Entwicklungen auf dem Devisenmarkt als wesentlichen Bestandteil der geldpolitischen Rahmenbedingungen genau im Auge hat. Da die Geldmarktzinsen der Schweiz als zweite signifikante Grösse bei der Bestimmung der geldpolitischen Rahmenbedingungen dienen, hat die SNB in den letzten Quartalen auf die Aufwertung des CHF mit wiederholten Zinssatzsenkungen reagiert. Sie ist der Überzeugung, dass in erster Linie eine substanzielle Zinsdifferenz, also deutlich tiefere Zinsen, in der Schweiz im Vergleich zu den anderen wichtigen Währungen die Wahrscheinlichkeit einer Aufwertung des CHF deutlich reduziert.

Grafik Immobilien

Schweizer Wohnimmobilienpreisindex auf dem Allzeithoch (Indexiert (Q4 2019 = 100)): Die Preise von Einfamilienhäusern und Wohneigentum in der Schweiz entwickeln sich mehr oder weniger gleichmässig nach oben. (Quelle: Bundesamt für Statistik/Grafik: HBL Asset Management, Daten per 31.03.2025)

Im Zuge dieser Politik sind die Zinsen in der Schweiz weiter unter Druck geraten und tendieren wieder gegen Null. Angesichts der anhaltenden konjunkturellen Unsicherheiten und dem damit verbundenen Aufwertungsdruck des CHF ist davon auszugehen, dass die SNB anlässlich ihrer im Juni anstehenden geldpolitischen Lagebeurteilung die Geldmarktzinsen weiter senken wird. Auch Negativzinsen mit all ihren wirtschaftlichen Implikationen können in der Schweiz für die zweite Jahreshälfte 2025 nicht mehr ausgeschlossen werden.

Für Sparer bedeutet dies, dass sie zum zweiten Mal in rund zehn Jahren für ihre Ersparnisse nicht mehr verzinst werden. Eine Situation, die sich bei positiven Inflationsraten noch schneller negativ auf das Portemonnaie auswirkt. Für Schuldner allerdings kann dies positive Folgen haben für den Fall, dass sie nur mehr tiefe Schuldzinsen zahlen müssen oder gegebenenfalls sogar aufgrund der Negativzinsen für das Schulden machen bezahlt werden. Es ist klar, dass diese ausserordentliche Situation, sollte sie lange anhalten, zu finanziellen Fehlanreizen führen könnte.

Das Ausmass hängt dabei neben den von der SNB zur Verfügung gestellten Zinsen auch vom Risikoappetit der Banken, respektive der Risikoqualität der jeweiligen Schuldner ab. In der Kombination definieren sie das Niveau der Hypothekar- und/oder anderer Schuldzinsen. Es lässt sich aber auch erwarten, dass unter diesen Umständen eine baldige Preiskorrektur auf dem Immobilienmarkt der Schweiz nicht unmittelbar bevorsteht. Kommt hinzu, dass die Nachfrage nach Wohnraum in der Schweiz auch im aktuellen Jahr weiterhin hoch ist. Demgegenüber ist in den letzten Jahren mit erhöhten Zinsen das Angebot an Immobilien in der Schweiz gemäss verschiedenen Quellen unterdurchschnittlich angestiegen.

Artikel teilen

Finanzmarkt-Update 06|25

Bitte Marketing-Cookies akzeptieren, um dieses Video anzusehen.

28. Mai 2025

«Immobilienpreise werden nicht unter Druck kommen»

Tiefe Zinsen, eine hohe Nachfrage, das knappe Immobilienangebot und der steigende Wunsch nach mehr Wohnraum halten die Immobilienpreise auf hohem Niveau. Was die erwarteten nächsten Schritte der SNB sind und was im Bereich US-Zollpolitik aktuell ist erklärt Reto Huenerwadel, Anlagechef des HBL Asset Managements, im Video.

Bitte Marketing-Cookies akzeptieren, um diesen Inhalt anzusehen.

Bitte Marketing-Cookies akzeptieren, um diesen Inhalt anzusehen.

Abonnieren Sie #hblasset

Bleiben Sie auf dem Laufenden und abonnieren Sie kostenlos unseren #hblasset Anlageservice für private Investor:innen digital per E-Mail oder als Magazin per Post.

Newsletter abonnieren

Printausgabe abonnieren