China will nicht mehr die Werkbank der Welt sein

Der Handelskonflikt mit den USA zeigt, dass die Förderung des inländischen Privatkonsums für China immer wichtiger wird. Peking hat bereits mehrere Massnahmen ergriffen.

31. Mai 2019

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Shoppingmeile in Beijing: Die Zentralbank Chinas will mit tiefen Mindestreservesätzen für chinesische Banken den inländischen Konsum im Reich der Mitte ankurbeln. (Zhang Kaiyv/Unsplash)

Der Umgangston im Handelskonflikt zwischen den USA und China ist rauer geworden. Bei der Ursachenforschung stehen in unseren Breitengraden oft die USA im Fokus. Dies, weil die Impulse in diesem Konflikt mehrheitlich von US-Präsident Donald Trump ausgehen und wir uns zudem den Vereinigten Staaten kulturell näher fühlen als dem Reich der Mitte. So sprechen viele Schweizer Englisch, aber nur wenige Chinesisch. Für einen Handel braucht es aber immer zwei Parteien. Deshalb durchleuchten wir hier einmal die Position Chinas.

Leise Töne aus Peking

Die Volksrepublik ist die zweitgrösste Wirtschaftsnation der Welt und nimmt im Welthandel, im pazifischen Raum und unter den Schwellenländern eine zentrale Rolle ein. Die letzten Wochen brachten im Streit mit Amerika zwei neue Eskalationen: Trump kündigte neue Zölle auf chinesische Exporte in die USA an und verhängte Technologie-Sanktionen gegen den chinesischen Telekomausrüster Huawei. Inwiefern aus der Sicht der USA die beiden Fragen verbunden sind oder sich sogar bedingen, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschliessend zu beantworten. Wie sieht jetzt aber die Reaktion Chinas aus? Zum einen fallen die verhältnismässig leisen Töne aus Peking auf. Der Schluss liegt nahe, dass China bis auf Weiteres sehr darum bemüht ist, sich nicht zu isolieren und so seine führende Position im Welthandel aufrechtzuerhalten.

Gleichzeitig ist sich China und seine Führung aber durchaus bewusst, dass die Tage der riesigen Aussenhandelsüberschüsse aus China gezählt sind. Viele Initiativen zeigen, dass China mehr sein will als die Werkbank der Welt. Aus verschiedenen Gründen, nicht zuletzt aufgrund der Struktur des chinesischen Arbeitsmarkts, wurde jüngst die Inlandnachfrage und insbesondere der private Konsum in China forciert.

In den letzten zehn Jahren war auch der Beitrag der Nettoexporte am Wirtschaftswachstum in sieben Jahren negativ. In den übrigen drei Jahren nur minimal positiv. Je grösser aber der private Konsum, desto geringer der Aussenhandel. In diesem Sinne ist es auch zu einer Aufwertung der chinesischen Währung Yuan gekommen.

Kredittätigkeit der chinesischen Banken erhöht

Mit dem Ausbruch des Handelskonfliktes zwischen den USA und China ist es an dieser Front zu neuen Massnahmen gekommen. So hat die Zentralbank Chinas den Satz der Mindestreserven für grosse und kleine Banken in mehreren Schritten deutlich gesenkt. Mit diesem Satz wird die Kredittätigkeit der chinesischen Banken erhöht und damit werden die Ausgaben der Unternehmen und der Konsumenten gesteigert. Eine weitere Reduktion dieser Sätze ist wahrscheinlich. Aktuell steht er auf dem tiefsten Niveau der letzten zehn Jahre.

Auch wurden die Staatsausgaben und die Emission von Staatsanleihen entgegen dem langjährigen Muster zu Beginn des Jahres 2019 leicht erhöht. Auch hier sind weitere Ausgaben möglich. Ob diese Massnahmen langfristig nachhaltig sind, sei dahingestellt. In der kurzen Frist helfen sie aber mit Sicherheit, die Binnenwirtschaft Chinas zu stärken und damit einen Teil der negativen Effekte der tieferen Exporte zu kompensieren. Weitere Schritte auf diesem Weg sind möglich und sollten einem deutlichen Einbruch der Konjunktur im Weg stehen.

Kommt hinzu, dass rund um den Globus die Zeichen der Zeit erkannt wurden und die verschiedenen Zentralbanken wieder eine expansivere Gangart anvisieren. Von den zusätzlichen Finanzmitteln sollte das Weltwirtschaftswachstum und vor allem auch das Wachstum in den Schwellenländern profitieren. In diesen Märkten werden denn auch bis auf Weiteres Investitionen getätigt und damit neue Werte geschaffen. Wir erachten deshalb das Renditepotential dieser Anlagen auch aufgrund der aktuellen Risikoprämien als überproportional.

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