Die grüne Welle und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte

Immer öfters sind es ökologische Themen, die für Schlagzeilen sorgen und die politische Landschaft verändern. Diese Entwicklung hat auch einen direkten Einfluss auf Unternehmen und somit auf die Finanzmärkte.

4. November 2019

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Greentech-Begeisterung: Viele innovative Ideen werden derzeit in den Gebieten Energie, Transport, Nahrung, Wasser und Abfall erarbeitet. (Bild: Adobe Stock)

Die letzten Wochen brachten eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse für die Finanzmärkte und Investoren. Für einmal waren diese weniger neuen geldpolitischen Impulsen oder anderen volkswirtschaftlichen Nachrichten geschuldet, sondern in erster Linie politisch begründet. Dies gilt auch für die Schweiz, wo im Rahmen der jüngsten Parlamentswahlen ökologische Themen der Grünen (GPS) und der Grünliberalen Partei (GLP) deutlich Sitzgewinne bescherten. Eine Entwicklung, die auch in einer Reihe anderer Wahlen in europäischen Ländern beobachtet werden konnte.

Was bedeutet dieses Wahlergebnis für die Finanzmärkte und deren Anleger? Die offensichtliche Antwort ist, dass Schweizer Anleger vermehrt in Geschäftsmodelle mit ökologischem Hintergrund investieren. Das Investieren anhand von Kriterien der Umwelt, des Sozialen und der guten Unternehmensführung – engl. Environment, Social and Governance (ESG) – ist denn auch in aller Munde. In der Zwischenzeit gibt es eine ganze Reihe an Rating-Instituten, die sich mit diesen Fragestellungen auseinandersetzen. Nachhaltiges Investieren ist in diesem Sinne zu einem veritablen Trend in der Finanzindustrie geworden, der unter Spezialisten sehr kontrovers diskutiert wird.

Investierbar oder nicht?

Neben der unterschiedlichen, inhaltlichen Beurteilung der ESG-Fragestellungen, ist eines der zentralen Probleme, wie absolut diese ESG-Kriterien angewendet werden sollen. In der Praxis stellt sich die Frage, ob ein Unternehmen etwas nachhaltiger operiert als andere oder ob es bei den ESG-Kriterien nur richtig oder falsch gibt, Unternehmen also investierbar oder nicht investierbar sind. Wie immer bei vergleichbaren ethischen Fragen gibt es pragmatischere und dogmatischere Interpretationen des Sachverhalts.

Gerade beim Thema der Ökologie gibt es denn auch zwei unterschiedliche Strömungen. Die eine Gruppe propagiert Verzicht und im weitesten Sinne ein teilweises Zurückdrehen der Wirtschaftsgeschichte. Die andere Strömung hingegen möchte mit wirtschaftlichen und technischen Lösungen die aktuellen ökologischen Probleme in den Griff bekommen. Die erste Entwicklung dürfte zu tieferem Wirtschaftswachstum führen und in der Folge auch negative Effekte auf die Finanzmärkte haben. Die zweite Herangehensweise könnte nach einer ersten allfälligen Phase der Verunsicherung für Investitionen sorgen und damit auch für Wachstum und höhere Bewertungen an den Finanzmärkten. Das Stichwort dafür sind Greentech-Unternehmen.

Gerade für diesen Bereich gibt es aktuell eine grosse Begeisterung. Viele innovative Ideen werden erarbeitet und Investitionen getätigt, um in den Gebieten Energie, Transport, Nahrung, Wasser und Abfall bessere Infrastruktursysteme aufzubauen. Bei aller Begeisterung in diesen Themen ist aber immer zu berücksichtigen, dass sich nicht alle technisch machbaren Lösungen am Markt durchsetzen werden. Für die betroffenen Investitionen bedeutet dies, dass über kurz oder lang mit Abschreibungen zu rechnen ist, ganz unabhängig von der Frage, ob die kommerziell erfolgreichen Entwicklungen auch aus einem ökologischen Blickwinkel die besten Projekte sind.

Ganz unabhängig von den beschriebenen Ansatzpunkten lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit Sicherheit sagen, dass die Nachhaltigkeits-Thematik und insbesondere auch Fragestellungen zur Ökologie uns länger begleiten dürften. Sie werden über kurz oder lang Einfluss nehmen auf die Programme sämtlicher politischer Parteien, unabhängig davon, ob diese das Wort «grün» im Parteinamen haben oder nicht.

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