Die knifflige Situation mit den Auslandsinvestitionen

Wer wie die Schweiz bei der Leistungsbilanz Überschüsse erzielt, muss das Ersparte im Ausland investieren. Das kann auf den Devisenmärkten für Bewegung sorgen.

1. Juli 2021

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Wenige volkswirtschaftliche Grössen beschreiben die internationale Grosswetterlage ähnlich eindrücklich wie die Leistungsbilanz. Wir haben gelesen, dass die Schweiz nicht zuletzt aufgrund des Aussenhandelsüberschusses auch einen substantiellen Leistungsbilanzüberschuss hat. Nach einer kurzen Delle im vierten Quartal 2020 – es wurde erstmals seit 2009 ein Leistungsbilanzdefizit ausgewiesen – erzielte die Schweiz im ersten Quartal 2021 wieder einen Überschuss in der Grössenordnung von CHF 16 Mia.

Mit anderen Worten haben die wichtigsten Akteure der Schweiz, nämlich die privaten Haushalte, die Unternehmen und der Staat, in ihrer Summe mehr eingenommen als ausgegeben. Allerdings gibt es eine buchhalterische Identität, dass über die ganze Welt nicht mehr eingenommen als ausgegeben werden kann. Allen Volkswirtschaften mit einem Leistungsbilanzüberschuss müssen also zwingend Volkswirtschaften mit einem Leistungsbilanzdefizit gegenüberstehen.

Das Kontrastprogramm zur Schweiz in den USA

Eine Volkswirtschaft, die traditionell und über alle Wirtschaftsakteure mehr ausgibt, als sie einnimmt, sind die USA. Zuletzt war es in erster Linie der amerikanische Staat, der mit seinen riesigen Investitionsprogrammen für ein entsprechendes Leistungsbilanzdefizit verantwortlich war. Aber auch die US-Staatsbürger haben im Vergleich zu Herr und Frau Schweizer eine deutlich tiefere Sparquote. Auf den Punkt gebracht heisst dies: Volkswirtschaften mit einen Leistungsbilanzüberschuss wie die Schweiz finanzieren Staaten mit einem Leistungsbilanzdefizit wie die USA. 

Möglichst günstige Finanzierung

Selbstverständlich geschieht dies nicht gratis. Viel eher erwarten die Volkswirtschaften mit einem Leistungsbilanzüberschuss ein Entgelt in der Form von Zinsen oder anderen Erträgen, wie beispielsweise Aktienperformance. Im Gegenzug dazu wollen die Länder mit einem Leistungsbilanzdefizit auch langfristig eine möglichst günstige Finanzierung. Sie haben kein Interesse daran Zinsen oder ähnliches zu zahlen.

Eine knifflige Situation, die oft darin endet, dass sich Währungen von Volkswirtschaften mit einem Leistungsbilanzdefizit abschwächen. Wichtig ist für Volkswirtschaften mit einem Leistungsbilanzdefizit, dass die Abwertung der eigenen Währung nicht aus dem Ruder läuft. Gerade Schwellenländer machen diese schmerzliche Erfahrung regelmässig. Im Vorteil sind dagegen die Volkswirtschaften, deren Währung wie im Falle der USA eine Leitwährung darstellen. Dies wirkt wie ein stabilisierender Anker in Zeiten schwieriger Finanzmärkte.

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