Burckhardt-Compression-CEO: «Die Welt braucht fossile Energie»
Der tiefe Ölpreis, fehlende Investitionsbereitschaft und politische Unsicherheiten machen Marcel Pawlicek das Leben schwer. Dass die aktuelle Marktschwäche ein nachhaltiger Trend darstellt, glaubt Pawlicek nicht, wie er im Interview sagt.
8. September 2017

Heute decken fossile Energien rund 80 Prozent des weltweiten Energiebedarfs ab: Marcel Pawlicek, CEO von Burkhardt Compression. (Bild: HBL-WebTV)
Der Klimawandel befeuert weltweit die politische Diskussion über den richtigen Versorgungsmix aus erneuerbaren und fossilen Energieträgern: Wie viel Wind-, Wasser- und Sonnenergie, wie viel fossile Energien wie Erdöl, Erdgas oder Kohle braucht es?
Für die Winterthurer Firma Burckhardt Compression sind diese Fragen existentiell: Denn die von ihr hergestellten Kompressionssysteme kommen unter anderem in der Öl- und Gasproduktion, beim Transport und der Lagerung von Gas, im Raffineriebetrieb, in der Chemie, Petrochemie und anderen Industriegasanwendungen zum Einsatz. Ein kompletter Verzicht auf fossile Energieträger wäre also eine grosse Herausforderung für das 1844 gegründete Unternehmen, das 2002 aus dem Winterthurer Industriekonzern Sulzer hervorgegangen ist und heute gemäss eigenen Angaben im Bereich Kolbenkompressoren Weltmarktführer ist.
Er sei kein Leugner des Klimawandels, sagt Unternehmenschef Marcel Pawlicek im Gespräch mit dem HBL-WebTV. Und er fände es richtig, dass man den durch die Verbrennung fossiler Energieträger verursachten Kohlenstoffdioxid-Ausstoss reduzieren wolle. Er glaube aber nicht, dass dadurch die Nachfrage nach Kompressorsystemen und anderen Produkten zur Nutzung fossiler Energien nachhaltig geschwächt würde.
40 Prozent mehr Energie
«Die Weltbevölkerung wird weiterwachsen: Wir brauchen in den nächsten zwanzig, dreissig Jahren 40 Prozent mehr Energie. Heute decken die fossilen Energien rund 80 Prozent des weltweiten Energiebedarfs ab. In Zukunft werden es noch 60 Prozent sein. Wenn man aber von einem 40-prozentigen Energiewachstum ausgeht, wird auch die Nachfrage nach fossilen Energieträgern weiter zunehmen. Fossile Energien werden im Energiemix der Zukunft eine wichtige Rolle spielen», so Pawlicek im Interview mit dem HBL-WebTV. Gemäss dem Chef von Burckhardt Compression wird es eine weitere Verlagerung von Öl zu Erdgas geben. Denn bei der Verbrennung von Erdgas würden 25 Prozent weniger Kohlenstoffdioxyd anfallen als bei Öl.
Das wären rosige Aussichten für den Winterthurer Kompressionssystem-Spezialisten. In der jüngeren Vergangenheit aber hatte das Unternehmen mit einer Markt- und Absatzschwäche zu kämpfen. Der Kurs der an der Schweizer Börse kotierten Aktie befindet sich denn auch seit rund drei Jahren auf Talfahrt: Gegenüber dem Höchststand im August 2014 bei rund 480 Franken notierte der Titel Anfang September 2017 rund 200 Franken oder 40 Prozent tiefer. Seit Jahresbeginn 2017 scheint sich der Aktienkurs nun aber stabilisiert zu haben.
Man habe auch Fehler gemacht, sagt Pawlicek im Gespräch freimütig: «Wir hatten etwa die Dynamik im Schiffbau überschätzt und mussten unsere Prognosen später korrigieren.» In den vergangenen zwei Jahren habe sich bei Burckhardt Compression nun aber einiges verändert: Das Unternehmen wurde in zwei Divisionen aufgeteilt – heute gibt es die zwei Bereiche Neumaschinen und Services – und die Integration einer Übernahme in China und einer Beteiligung in den USA käme «sehr gut» voran.
Eine Firma, zwei Divisionen
Derzeit erarbeitet Pawlicek, der seit 38 Jahren im Unternehmen ist, einen neuen Mittelfristplan. Details könne er keine verraten. «Man kann sich aber schon heute vorstellen, dass die beiden Divisionen Service und Systeme unterschiedliche Stossrichtungen haben werden. Es ist eine Firma, das ist ganz klar. Aber das Neumaschinengeschäft wird sicher eine andere Stossrichtung haben als das Servicegeschäft», so Pawlicek.
Was genau das bedeutet, will Pawlicek Anfang nächsten Jahres bekanntgegeben. Was der Chef von Burckhardt Compression von der Idee selbstgesteuerter Ölraffinerien und Petrochemieanlagen hält, und wie die Digitalisierung sein Geschäft verändert, das erfahren Sie im vollständigen Beitrag des HBL-WebTV.
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