Bären sorgen für Unruhe in Jackson Hole

Das Motto zum diesjährigen Treffen der wichtigsten Notenbankchefs lautet «Herausforderungen für die Geldpolitik».

30. August 2019

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Im Lager der Bullen und Bären haben die pessimistischeren Bären die Oberhand gewonnen. Ein Dorn im Auge ist vielen, dass die Massnahmen der Zentralbanken scheinbar wirkungslos verpuffen. (Bild: Adobe Stock)

Wie jedes Jahr treffen sich zum Abschluss des Sommers die wichtigsten Vertreter der Zentralbanken im malerischen Jackson Hole in den amerikanischen Rockies. Nachdem noch im letzten Jahr der Grundtenor überwiegend positiv war, erscheint die Situation der Weltwirtschaft aktuell in einem ganz anderen Licht.

Zuletzt sind die vorlaufenden Stimmungsindikatoren der Einkaufsmanager (PMI) stark unter Druck geraten und in einen Bereich gefallen, der für die jeweiligen Volkswirtschaften zumindest eine Konjunkturschwäche signalisiert. Rezessionsängste machen sich breit, im Lager der Bullen und Bären haben die pessimistischen Bären die Oberhand gewonnen. Besonders besorgniserregend für viele ist die Tatsache, dass die Massnahmen der Zentralbanken scheinbar wirkungslos zu verpuffen scheinen. Ein Phänomen, das in der Ökonomie auch unter dem Begriff der Liquiditätsfalle bekannt ist.

Wachstum ins Stocken geraten

Von den wichtigsten Wachstumstreibern ist zu vermelden, dass beispielsweise trotz historisch tiefen Arbeitslosenraten die einzelnen Haushalte nicht bereit sind deutlich mehr zu konsumieren. Noch wichtiger ist die Situation im Aussenhandel und bei den Investitionen der Unternehmen. Aufgrund der Handelsdispute mit den USA ist für viele Volkswirtschaften das Wachstum über den Aussenhandel ins Stocken geraten. In der Folge verhalten sich Unternehmen mit Investitionen aktuell eher zurückhaltend. Die Verunsicherung der verschiedenen Wirtschaftsakteure nimmt beinahe sklerotische Züge an.

In diesem Umfeld findet jetzt die Jackson-Hole-Konferenz der amerikanischen Zentralbank Fed statt. Guter Rat ist teuer. Angesichts der Tatsache, dass weder Konsumenten noch Unternehmer trotz günstigstem Geld bereit sind – abgesehen von Immobilienkäufen – dieses wieder der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen, mehren sich die Stimmen, die mehr Interventionen staatlicher Institutionen vorschlagen.

Helikoptergeld für Konsumenten

So hat der ehemalige SNB-Präsident Philipp Hildebrand als Mitautor in einem Diskussionspapier des führenden Fondshauses Blackrock die Meinung vertreten, dass die Zentralbanken den Konsumenten direkt das billige Geld zukommen lassen sollten. Dies erinnert sehr an die Idee, aus Helikoptern Geld regnen zu lassen, die in den 70er Jahren von führenden Ökonomen propagiert wurde. Auch die Forderung nach grösseren Staatsausgaben in Infrastrukturprojekte wird wieder breiter diskutiert. An interessanten Projekten sollte es nicht fehlen – flächendeckende 5G-Netze für einen Ausbau der Digitalisierung, erhöhte Ausgaben in die Bildung, den Umweltschutz, die Sicherheit oder die Mobilität. Gleichzeitig ist allerdings zu berücksichtigen, dass viele dieser Projekte bei ihrer Umsetzung die notwendige Effizienz vermissen lassen und dass bis zur Umsetzung oftmals viel Zeit vergeht. Da aber Konjunkturschwächen oft nur vorübergehender Natur sind, besteht immer die Gefahr, dass die Projekte dann umgesetzt werden, wenn es die wirtschaftliche Situation gar nicht mehr erfordert. Eine gewisse Pro-Zyklizität ist die Folge.

Auch in der aktuellen Situation wäre es sicher wünschenswert, wenn die verschiedenen Akteure ihren Risikoappetit erhöhen könnten. Davon ist aktuell in der Weltwirtschaft wenig zu spüren. Dabei nützen von verschiedenen Seiten geschürte Ängste wenig. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Zentralbanken auch dieses Jahr ein verhalten positives Bild der Weltwirtschaft zeichnen und an ihrer bisherigen Gangart festhalten werden. Womöglich dürften weitere Zinssatzsenkungen anstehen, ansonsten dürften die Zentralbanken auch wieder vermehrt direkt an den Finanzmärkten auftreten und Finanzmarktaktiva kaufen.

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